„Man verschenkt nicht die Zukunft seiner Enkel, auch nicht aus humanitären Gründen. Wer alle Welt umarmt und darüber seine eigenen Leute vergißt, handelt nicht human, mag er sich noch so in dieser Rolle gefallen.“ - - - Irenäus Eibl-Eibelsfeldt, Biologe, Ethologe.
Laufendes-2013-246    vom 12. September 2013
Heinrich von Treitschke: der Text.
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Denken was wahr, fühlen was schön und wollen was gut ist. (J.G. Herder) --- Darin erkennt der deutsche Geist das Ziel vernünftigen Lebens.
Wer nicht eine klare Position bezieht für das Überleben und die Existenzberechtigung freier Nationalstaaten für die europäischen Rassen und Völker, ohne jede Einschränkung, ist ein Todesfeind, vollkommen gleichgültig, welchen Mantel er sich auch umhängt.


Einfügung am 22. Januar 2016 in Englisch --- Des Deutschen kundige Leser können diesen Kasten überspringen.

   

Foreword to our English-understanding readers: The book from Treitschke was, is and will be of great importance for the future of mankind.
Especially for our US-readers: please compare the book from Germany in the year 1880 with the situation in the USA in the year 2016!
It has three parts:
a) Foreword (one half page)
b) The first text (6 pages)
c) Answers from Treitschke himself to his critics, with additional explanations, examples and proofs (24 pages)

In the German language, all three parts you can find on this page, see further below.

In the English language,
part a) I have translated, you find it some lines below.
part b) http://germanhistorydocs.ghi-dc.org/pdf/eng/411_Treitschke_Jews%20are%20Misfortune_112.pdf
and http://www.berlin.ucla.edu/hypermedia/1871_people/texts/Treitschke.pdf

part c) 24 pages: I do not have any translation. But this part is important. Treitschke shows in detail the truth and he shows how his critics try to fool him or how they have overlooked or misinterpreted things.


Part a) Vorwort --- Foreword.
I have published some words about German jewry at the end of the november-round-view of the "prussian year books". [In the year 1879] This has incited a large number of answers in newspapers and in flyers.
Therefore I show the great public now again these words and also two other articles of the "prussian year books" which are an explanation of those words.
For some readers it may be a school and a surprise to compare, what I have said really and what many newspapers told you that I had said.

Ende des englischsprachigen Einschubs vom 22.Januar 2016. Es geht weiter mit dem deutschen Text vom 12. September 2013.


   

Ein weiterführender Hinweis: Zur Beurteilung des Textes und seiner Wirkungsgeschichte bis in unsere Zeit und zum Vergleich mit anderen Ereignissen gibt es eine eigene Seite, nämlich probonocontramalum.de/Laufendes-2013-247.html



   

Quelle des Textes: sammlungen.ub.uni-frankfurt.de/freimann/content/titleinfo/177386
Hier läßt sich der Text als 40seitige pdf-Datei herausziehen. Er steht dort in Frakturschrift. --- Diese Seite hier ist in Arialschrift. --- Der Leser kann sich aussuchen, welche Schrift er bevorzugt. --- Dieser Text hat insgesamt 5 Teile. Hier unten stammen Teil IV und V aus dieser angegebenen Quelle, aus der 4., vermehrten Auflage von 1881. --- Die ersten drei Stücke stammen aus einer früheren Auflage. Ich denke, daß sie diesbezüglich gleichlautend mit der vierten Auflage ist, das habe ich aber nicht geprüft.
Ein Ausdruck läßt sich besser lesen als die Bildschirmwiedergabe. Zum Ausdrucken auf 24 Seiten in Arialschrift:
probonocontramalum.de/Treitschke-papiersparend.doc
probonocontramalum.de/Treitschke-papiersparend.pdf
Dasselbe nocheinmal, dabei einzelne Sätze mit gelber Hintergrundfarbe versehen.
probonocontramalum.de/Treitschke-papiersparend-teilweise-mit-Gelb-hinterlegt.doc
probonocontramalum.de/Treitschke-papiersparend-teilweise-mit-Gelb-hinterlegt.pdf
Nebehinweis: Hier unten hat Teil I links eine weißen, also farblich nicht hervorgehobenen, Rand, Teil II einen gelben Rand, Teil III einen zartgrünen Rand, Teil IV und Teil V haben einen rötlichen Rand. --- Die Rechtschreibregeln sind ebenfalls aus dem Jahr 1880.



   

Ein Wort über unser Judenthum
von
Heinrich von Treitschke.


Separatabdruck
aus dem 44. und 45. Bande der Preußischen Jahrbücher

Dritte unveränderte Auflage. Berlin.
Druck und Verlag von G. Reimer
1880.



   

Vorwort.

Da einige Worte über das deutsche Judenthum, welche ich
am Schlusse der November-Rundschau der Preußischen Jahr-
bücher veröffentlichte, eine große Anzahl von Entgegnungen in
Zeitungen und Flugschriften hervorgerufen haben, so sehe ich mich
genöthigt, jene Bemerkungen und zwei zur Vertheidigung derselben
bestimme Artikel der Jahrbücher in wörtlichem Wiederabdruck
dem großen Publicum vorzulegen. Manchem Leser wird es viel-
leicht lehrreich und überraschend sein, das was ich wirklich gesagt
mit dem, was viele Zeitungen mich sagen ließen, zu vergleichen.

Berlin, 15. Januar 1880
T.-






   

I.
15. November 1879
...Unter den Symptomen der tiefen Umstimmung, welche durch unser
Volk geht, erscheint keines so befremdend wie die leidenschaftliche Bewegung
gegen das Judenthum. Vor wenigen Monaten herrschte in Deutschland
noch das berufene "umgekehrte Hep Hep Geschrei". Über die National-
fehler der Deutschen, der Franzosen und aller anderen Völker durfte
Jedermann ungescheut das Härteste sagen; wer sich aber unterstand über
irgend eine unleugbare Schwäche des jüdischen Charakters gerecht und
maßvoll zu reden, ward sofort von fast der gesammten Presse als Barbar
und Religionsverfolger gebrandtmarkt. Heute sind wir bereits so weit,
daß die Mehrheit der Breslauer Wähler - offenbar nicht in wilder Auf-
regung, sondern mit ruhigem Vorbedacht - sich verschwor unter keinen
Umständen einen Juden in den Landtag zu wählen; Antisemitenvereine
treten zusammen, in erregten Versammlungen wird die "Judenfrage" er-
örtert, eine Fluth von judenfeindlichen Libellen überschwemmt den Bücher-
markt. Es ist des Schmutzes und der Rohheit nur allzu viel in diesem
Treiben, und man kann sich des Ekels nicht erwehren, wenn man be-
merkt, daß manche dieser Brandschriften offenbar aus jüdischen Federn
stammen; bekanntlich sind seit Pfefferkron und Eisenmenger die geborenen
Juden unter den fanatischen Judenfressern immer stark vertreten gewesen.
Aber verbirgt sich hinter diesem lärmenden Treiben wirklich nur Pöbelroheit
und Geschäftsneid? Sind diese Ausbrüche eines tiefen, lang verhaltenen
Zorns wirlich nur eine flüchtige Aufwallung, so hohl und grundlos wie
einst die teutonische Judenhetze des Jahres 1819? Nein, der Instinkt der
Massen hat in der That eine schwere Gefahr, einen hochbedenklichen
Schaden des neuen deutschen Lebens richtig erkannt; es ist keine leere
Redensart, wenn man heute von der deutschen Judenfrage spricht.

Wenn Engländer und Franzosen mit einiger Geringschätzung von dem
Vorurtheil der Deutschen gegen die Juden reden, so müssen wir ant-




   

-2-

worten: Ihr kennt uns nicht; Ihr lebt in glücklicheren Verhältnissen,
welche das Aufkommen solcher "Vorurtheile" unmöglich machen. Die
Zahl der Juden in Westeuropa ist so gering, daß sie einen fühlbaren
Einfluß auf die nationale Gesittung nicht ausüben können; über unsere
Ostgrenze aber dringt Jahr für Jahr aus der unerschöpflichen polnischen
Wiege eine Schar strebsamer hosenverkaufender Jünglinge herein, deren
Kinder und Kindeskinder dereinst Deutschlands Börsen und Zeitungen
beherrschen sollen; die Einwanderung wächst zusehends, und immer ernster
wird die Frage, wie wir diese fremde Volksthum mit dem unseren ver-
schmelzen können. Die Israeliten des Westens und des Südens gehören
zumeist dem spanischen Judenstamme an, der auf eine vergleichsweise
stolze Geschichte zurückblickt und sich der abendländischen Weise immer
ziemlich leicht eingefügt hat; sie sind in der der That in ihrer großen Mehr-
zahl gute Franzosen, Engländer, Italiener geworden - soweit sich dies
billigerweise erwarten läßt von einem Volke mit so reinem Blute und so
ausgesprochener Eigentümlichkeit. Wir Deutsche aber haben mit jenem
polnischen Judenstamme zu thun, dem die Narben vielhundertjähriger christ-
licher Tyrannei sehr tief eingeprägt sind; er steht erfahrungsgemäß dem
europäischen und namentlich dem germanischen Wesen ungleich fremder
gegenüber.

Was wir von unseren israelischen Mitbürgern zu fordern haben,
ist einfach: sie sollen Deutsche werden, sich schlicht und recht als Deutsche
fühlen - unbeschadet ihres Glaubens und ihrer alten heiligen Erinnerun-
gen, die uns Allenehrwürdig sind; den wir wollen nicht, daß auf die
Jahrtausende germanischer Gesittung ein Zeitalter deutsch-jüdischer Misch-
cultur folge. Es wäre sündlich zu vergessen, daß sehr viele Juden, ge-
taufte und ungetaufte, Felix Mendelsohn, Veit, Riesser a.A. - um
der Lebenden zu schweigen - deutsche Männer waren im besten Sinne,
Männer, in denen wir die edlen und guten Züge deutschen Geistes ver-
ehren. Es bleibt aber ebenso unleugbar, daß zahlreiche und mächtige Kreise
unseres Judenthums den guten WIllen schechtweg Detusche zu werden
durchaus nicht hegen. Peinlich genug, über diese Dinge zu reden; selbst
das versöhnliche Wort wird hier leicht mißverstanden. Ich glaube jedoch,
mancher meiner jüdischen Freunde wird mir mit tiefem Bedauern Recht
geben wenn ich behaupte, daß in neuester Zeit ein gefährlicher Geist der
Ueberhebung in jüdischen Kreisen erwacht ist, daß die Einwirkung des
Judenthums auf unser nationales Leben, die in früheren Tagen manches
Gute schuf, sich neuerdings schädlich zeigt. Man lese die Geschichte
der Juden von Graetz: welche fanatische Wuth gegen den "Erbfeind",
das Christenthum, welcher Todhaß grade wider die reinsten und mächtigsten




   

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Verteter germanischen Wesens, von Luther bis herab auf Goethe und
Fichte! Und welche hohle, beleidigende Selbstüberschätzung! Da wird
unter beständigen hämischen Schimpfreden bewiesen, daß die Nation Kants
eigentlich erst durch die Juden zur Humanität erzogen, daß die Sprache
Lessings und Goethes erst durch Börne und Heine für Schönheit, Geist
und Witz empfänglich geworden ist! Welcher englische Jude würde sich
je unterstehen, in solcher Weise das Land, das ihn schützt und schirmt, zu
verleumden? Und diese verstockte Verachtung gen die deutschen Gojim
ist keineswegs blos die Gesinnung eines vereinzelten Fanatikers. Keine
deutsche Handelsstadt, die nicht viele ehrenhafte, achtenswerthe jüdische
Firmen zählte; aber unbestreitbar hat das Semitenthum an dem Lug und
Trug, an der frechen Gier des Gründer-Unwesen einen großen Antheil,
eine schwere Mitschuld an jenem schnöden Materialismus unser Tage,
der jede Arbeit nur noch als Geschäft betrachtet und die alte gemüthliche
Arbeitsfreudigkeit unseres Volkes zu ersticken droht; in tausenden deutscher
Dörfer sitzt der Jude, der seine Nachbarn wuchernd auskauft. Unter den
führenden Männern der Kunst und Wissenschaft ist die Zahl der Juden
nicht sehr groß; um so stärker die betriebsame Schaar der semitischen
Talente dritten Ranges. Und wie fest hängt dieser Literatenschwarm unter
sich zusammen; wie sicher arbeitet die auf den erprobten Geschäftsgrundsatz
der Gegenseitigkeit begründete Unsterblichkeits-Versicherungsanstalt, also
daß jeder jüdische Poetaster jenen Eintagsruhm, welchen die Zeitungen
spenden, blank und baar, ohne Verzugszinsen ausgezahlt erhält.

Am gefährlichsten aber wirkt das unbillige Uebergewicht des Juden-
thums in der Tagespresse - eine verhängniswolle Folge unserer engher-
zigen alten Gesetze, die den Israeliten den Zutritt zu den meisten ge-
lehrten Berufen versagten. Zehn Jahre lang wurde die öffentliche Mei-
nung in vielen deutschen Städten zumeist durch jüdische Federn "gemacht";
es war ein Unglück für die liberale Partei und einer der Gründe ihres
Verfalls, daß gerade ihre Presse dem Judenthum einen viel zu großen
Spielraum gewährte. Der nothwendige Rückschlag gegen diesen unnatür-
lichen Zustand ist die gegenwärtige Ohnmacht der Presse; der kleine Mann
läßt sich nicht mehr ausreden, daß die Juden die Zeitungen schreiben,
darum will er ihnen nichts mehr glauben. Unser Zeitungswesen verdankt
jüdischen Talenten sehr viel; grade auf diesem Gebiet sind die schlag-
fertige Gewandheit und Schärfe des jüdischen Geistes von jeher ein dank-
bares Feld. Aber auch hier war die Wirkung zweischneidig. Börne führte
zuerst in unsere Jounalistik den eigenthümlich schamlosen Ton ein, der
über das Vateralnd so von außen her, ohne jede Ehrfurcht spricht, als
gehöre man selber gar nicht dazu, als schnitte der Hohn gegen Deutsch-




   

-4-

land nicht jedem einzelnen Deutschen in´s tiefste Herz. Dazu jene unglück-
vielgeschäftige Vordringlichkeit, die überall mit dabei sein muß und
sich nicht scheut, sogar über inneren Angelegenheiten der christlichen
Kirchen meisternd abzuurtheilen. Was jüdische Journalisten in Schmähungen
und Witzeleien gegen das Christentum leisten ist schlechthin empörend, und
solche Lästerungen werden unserem Volke in seiner Sprache als allerneueste
Errungenschaften "deutscher" Aufklärung feilgeboten! Kaum war die
Emancipation errungen, so bestand man dreist auf seinem "Schein"; man
forderte die buchstäbliche Parität in Allem und Jedem und wollte nicht
mehr sehen, daß wir Deutschen denn doch ein christiches Volk sind und
die Juden nur eine Minderheit unter uns: wir haben erlebt, daß die
Beseitigung christlicher Bilder, ja die Einführung der Sabbathfeier in ge-
mischten Schulen verlangt wurde.

Ueberblickt man alle diese Verhältnisse - und wie vieles ließe sich
noch sagen! - so erscheint die laute Agitation des Augenblicks doch nur
ein brutale und gehässige, aber natürliche Reaction des germanischen
Volksgefühls gegen ein fremdes Element, das in unserem Leben einen
allzu brieten raum eingenommen hat. Sie hat zu Mindesten das un-
freiwillige Verdienst, den Bann einer stillen UNwahrheit von uns ge-
nommen zu haben; es ist schon ein Gewinn, daß ein Uebel, das Jeder
fühlte und Niemand berühren wollte, jetzt offen besprochen wird. Täuschen
wir uns nicht: die Bewegung ist sehr tief und stark; einige Scherze über
die Weisheitssprüche christlich-socialer Stump-Redner genügen nicht sie zu
bezwingen. Bis in die Kreise der höchsten Bildung hinauf, unter Männern,
die jeden Gedanken kirchlicher Unduldsamkeit oder nationalen Hochmuths
mit Abscheu von sich weisen würden, ertönt es heute wie aus einem Munde:
"die Juden sind unser Unglück!"

Von einer Zurücknahme oder auch nur einer Schmälerung der voll-
zogenen Emancipation kann unter Verständigen gar nicht die Rede
sein; sie wäre ein offenbares Unrecht, ein Abfall von der guten Tradi-
tionen unseres Staates und würde den nationalen Gegensatz, der uns
peinigt, eher verschärfen als mildern. Was die Juden in Frankreich und
England zu einem unschädlichen und vielfach wohlthätigen Elemente der
bürgerlichen Gesellschaft gemacht hat, das ist im Grunde doch die Energie
des Nationalstolzes und die festverwurzelte nationale Sitte dieser beiden
alten Culturvölker. Unsere Gesittung ist jung; uns fehlt noch in unserem
ganzen Sein der nationale Stil, der instinctive Stolz, die durchgebildete
Eigenart, darum waren wir solange wehrlos gegen fremdes Wesen. Jedoch
sind wir im Begriff uns jene Güter zu erwerben und wir können nur

wünschen, daß unsere Juden die Wandlung, die sich im deutschen Leben




   

-5-

als eine nothwendige Folge der Entstehung des deutschen Staates vollzieht,
rechtzeitig erkennen. Da und dort bestehen jüdische Vereine gegen den
Wucher, die im Stillen viel Gutes wirken; sie sind das Werk einsichtiger
Israeliten, welche einsahen, daß ihre Stammgenossen sich den Sitten und
Gedanken ihrer christlichen Mitbürger annähern müssen. Bach dieser Richtung
ist noch viel zu thun. Die harten deutschen Köpfe jüdisch zu
machen ist doch unmöglich; so bleibt nur übrig, daß unsere jüdischen Mit-
bürger sich rückhaltslos entschließen Deutsche zu sein, wie es ihrer Viele
ui ihrem und unserem Glück längst geworden sind. Die Aufgabe
kann niemals ganz gelöst werden. Eine Kluft zwischen abendländischem
und semitschem Wesen hat von jeher bestanden, seit Tacitus einst über
das "odium generis humani" klagte; es wird immer Juden geben, die
nichts sind als deutsch redende Orientalen; auch eine specifisch jüdische
Bildung wird immer blühen, sie hat als kosmopoltische Macht ihr gutes
historisches Recht, Aber der Gegensatz läßt sich mildern, wenn die Juden,
die so viel von Toleranz reden, wirklich tolerant werden und einige Pietät
zeigen gegen den Glauben, die Sitten u3-733nd Gefühle des deutschen Volks,
ds alte Unbill längst gesühnt hat und ihnen die Rechte des Menschen und
des Bürgers geschenkt hat. Daß diese Pietät einem Theile unseres kauf-
männischen und literarischen Judenthums vollständig fehlt, das ist der
letzte Grund der leidenschaftlichen Erbitterung von heute.

Ein erfreulicher Anblick ist es nicht, dies Toben und Zanken, dies
Kochen und Aufbrodeln unfertiger Gedanken im neuen Deutschland. Aber
wir sind nun einmal das leidenschaftlichste aller Völker, obgleich wir uns
selbst oft Phlegmatiker schalten; anders als unter krampfhafte Zuckungen
haben sich neue Ideen bei uns noch nie durchgesetzt. Gebe Gott, daß
wir uns aus der Gährung und dem Unmuth dieser ruhelosen Jahre eine
strengere Auffassung vom Staate und seinen Pflichten, ein gekräftigtes Nationalgefühl davontragen.

--------------








   II.

II.
15. December 1879

Als ich die letzte tagespolitische Uebersicht der Jahrbücher mit einigen
Bemerkungen über das deutsche Judenthum abschloß, hegte ich keineswegs
den Ehrgeiz, irgend etwas Neues zu sagen. Ich führte vielmehr nur
einige Gedanken näher aus, welche ich schon vor acht Jahren in der
vierten Auflage meiner historischen und politischen Aufsätze (III.557) aus-
gesprochen habe. Die Bemerkung über das umgekehrte Hephep-Geschrei
unserer Zeitungen, welche heute so viel Zorn erregt, findet sich schon dort;
das Wiederholen gehört nun einmal zu den leidigen Pflichten des Publi-
cisten. Meine Absicht war lediglich, zu zeigen, daß nicht blos Rohheit,
Neid, nationale und religiöse Vorurtheile an jener Bewegung schuld sind,
welche heute unverkennbar unser gutmüthiges Volk ergriffen hat, sondern
daß der wachsende Uebermuth eines Theiles der deutschen Juden selbst in
den Schichten der Nation, welche an der vollzogenen Emancipation kein
Jota ändern wollen, schwere Besorgnisse und einen tiefen Unwillen hervor-
gerufen hat, dessen stetiges Anwachsen jeder nüchterne Beobachter unseres
Volkslebens schon seit Jahren bemerken konnte. Wenn gleichwohl meine
einfachen Worte einen Sturm von erbitterten Erklärungen heraufbeschworen
haben, so wird damit nur bewiesen, daß die deutsche Judenfrage, deren
Dasein man abzuleugnen sucht, in der That vorhanden ist.

Allen diesen Erwiderungen gemeinsam ist die vollendete Selbstgerechtig-
heit; in keiner wird auch nur die Frage aufgeworfen, ob die Haltung des
Judenthums selber nicht vielleicht doch einige Mitschuld trägt an dem Un-
frieden des Augenblicks. Den meisten steht es überdies auf die Stirn ge-
schrieben, daß ihre Verfasser sich nicht einmal die Mühe genommen haben,
meine kurzen vier Seiten zu lesen und trotzdem sich berechtigt glauben,
auf Grund einiger von den Zeitungen herausgerissener Sätze, das ganze
Füllhorn deutscher Entrüstungssuperlative über mich herabzuschütten. Ich
begnüge mich, von dieser Tatsache Akt zu nehmen; sie liefert eine er-





   II.

-7-
gewünschte Bestätigung und Ergänzung zu Allem, was ich über das jüdische
Literatenthum gesagt, und -zu Allem, was ich aus Schonung verschwiegen
habe. Da ich an meinen Behauptungen nichts zu mildern oder zurück-
zunehmen weiß, so will ich die Geduld der Leser nicht mißbrauchen und
mich lediglich mit einer jeder (jener?) Erwiderungen befassen, mit dem offenen
Briefe des Herrn Professors Graetz - nicht weil sich dies Schriftstück
irgendwie durch Mäßigung vor den anderen auszeichnete, sondern weil mir
die Betrachtung der Gedanken dieses Schriftstellers den willkommenen
Anlaß giebt, unseren Lesern mit höchster Bestimmtheit zu zeigen, um was
es sich in diesem Streite eigentlich handelt.

Zunächst einige Beweise für meine von Herrn Graetz angefochtenen
Angaben. Ich habe daran erinnert, daß die jüdische Bevölkerung in
Deutschland weit stärker ist als im übrigen Westeuropa und durch Ein-
wanderung beständig wächst. Herr Graetz bestreitet dies und versichert,
die Statistiker würden mich darüber belehren, daß die jüdische Ein-
wanderung neuerdings abgenommen habe. Er hütet sich aber weislich, diese
Statistiker zu nennen; denn bekanntlich bringen die amtlichen Tabellen
schon seit vielen Jahren keine Angaben mehr über die Confession der
Eingewanderten. Man ist also auf Wahrscheinlichkeitsrechnungen ange-
wiesen, und selbstverständlich kommen bei der Beurtheilung eines wichtigen
ethnographischen Prozesses nicht einzelne Jahre in Betracht, da jede
wirthschaftliche Krisis die Zahl der einwandernden Geschäftsleute vor-
übergehend vermindern muß, sondern nur längere Zeiträume. Hier
einige beredte Zahlen. Im Jahre 1871 betrug die jüdsiche Bevölkerung
(nach der aus amtlichen Nachweisen geschöpften Berechung Mor-
purgo´s)in Spanien 6000 Köpfe, in Italien 40,000, in Frankreich 45,000,
in Großbritannien 45,000, im deutschen Reiche 512,000 (1875 bereits
520,575); heute leben in der einen Stadt Berlin fast ebensoviel Juden
wie in ganz Frankreich. Die Zahl der Juden wächst aber bei uns un-
verhältnismäßig schneller als die übrige Bevölkerung, obgleich Deutsch-
land sich unter den Culturvölkern durch rasche Volksvermehrung aus-
zeichnet. In Preußen wohnten im Jahr 1816 (nach den Mittheilungen
des statistischen Bureaus) 123,921 Juden, 1846 schon 214,857 und
1875: 339,790. Im Jahr 1815 kam ein Jude auf 83 Einwohner des
preußischen Staates, 1846 einer auf 75, obgleich während dieser drei
Jahrzehnte 2891 Juden (d.h. 2 1/3 Prozent der jüdischen Bevölkerung von




   II.

-8-

das alte Verhältniß 1:75 wieder her; im Jahre 1875 folgt dann, wegen
der wirthschaftlichen Nöthe, ein vorübergehendes geringfügiges Absinken
auf 1:75,8. Im Großen und Ganzen ist die unverhältnismäßig schnelle
Vermehrung der jüdischen Bevölkerung seit 1816 unverkennbar. Sie er-
klärt sich nicht allein aus der bekannthen Tatsache, daß bei den Juden
die Zahl der Todesfälle etwas geringer und demnach der Ueberschuß der
Geburten etwas größer ist als bei den durchschnittlich weniger wohl-
habenden Christen; sie wird nur verständlich, wennman das Vorhanden-
sein einer starken jüdischen Einwanderung annimmt, und diese läßt sich
in der That ziffernmäßig nachweisen für die Jahre, während deren die
Confession der Eingewanderten noch amtlich mitgetheilt wurde.

Die Kopfzahl allein und ihre Vermehrung giebt aber noch keinen
sicheren Anhalt zur Schätzung der socialen Machtstellung unseres Juden-
thums. Es kommt hinzu, daß die Juden aus den entlegenen Winkeln
des Reichs mehr und mehr in die größeren Städte hinüberströmen, wo
sie auf Handel und Wandel eine ungleich stärke Einwirkung ausüben.
In vielen Städten, die vor wenigen Jahrzehnten noch keine oder eine
kaum nennenswerte jüdische Bevölkerung besaßen, ist das Judenthum
heute eine wirthschaftliche Macht; so in München, in Freiburg i. Br. In
Berlin befand sich im Jahre 1816 ein Jude unter 59 Enwohnern, 1846
einer unter 49, i..J. 1871 einer unter 22,8, heute höchstwahrscheinlich
einer unter zwanzig. Es kommt ferner hinzu der.durchschnittlich größere
Wohlstand der Juden, der ihnen ermöglicht ihren Kindern eine bessere
Erziehung zu geben als die Masse der Christen dies vermag. Auf den
Gymnasien Preußens war i.J. 1875 ein Jude unter 9,5 Schülern, auf
den Realschulen erster Ordnung einer unter 10,26. In einer nahen Zu-
kunft wird sich also unter je zehn gebildeten preußischen Männern ein
Jude befinden. Bedenkt man zudem den starken Einfluß der Juden auf
die Presse und auf nahezu alle Schichten unserer Gesellschaft, betrachtet
man den Charakter unserer Börsen und die Zusammensetzung des Central-
ausschusses der Deutschen Reichsbank, erwägt man die charakteristische
Thatsache, daß das schönste und prächtigste Gotteshaus der deutschen
Hauptstadt eine Synagoge ist - was natürlich nicht den Juden, sondern
den Christen zum Vorwurfe gereicht - so läßt sich schlechterdings nicht
in Abrede stellen, daß die Juden in Deutschland mächtiger sind als in
irgend einem Lande Westeuropas.

Ich erinnere ferner daran, daß jener spanisch-portugiesische Juden-
stamm, welcher den Kern der israeltischen Bevölkerung Westeuropas bild-
det, auf eine vergleichsweise stolze Geschichte zurückblickt, während unserem
deutsch-polnischen Judenstamme in Narben vielhundertjähriger christlicher
1816) zum Christenthum übertraten. Das Jahr 1867 zeigt dann einen
scheinbaren Rückgang -1 Jude auf 77 Einwohner - weil inzwischen
die neuen Provinzen mit verhältnismäßig geringer jüdischer Bevölkerung
hinzugetreten waren. Aber schon 1871 stellt sich trotz der Annexionen




   II.

-9-

Tyrannei sehr tief eingeprägt sind. Was ich damit sagen wollte, ist
jedem Unbefangenen klar- Die spanischen Juden haben unter der Herr-
schaft der Omejaden eine reiche Zeit literarischer Nachblüthe erlebt, bür-
gerliches Behagen und Ansehen genossen und sogar Kriegshelden her-
vorgebracht.; sie empfanden nachher unter den christlichen Königen den
namenlosen Jammer, aber auch die erhebende und begeisternde Macht des
Martyriums. Den polnischen Juden wurde das zweifelhafte Glück einer
in der Form milderen, in der Sache aber verderblicheren Willkürherrschaft.
Sie traten, nachdem der sarmatische Adel die deutschen Bürger aus ihren
alten Pflanzungen, den polnischen Städten, nahezu vertrieben hatte, in
die also leer gewordenen Stellen ein, übernahmen manche Aufgaben eines
natinonalen Bürgerthums, das sich dort niemals bilden konnte, beherrschten
den Geldverkehr, blieben in ihrer Sitte und Religion ziemlich unbelästigt;
dafür wurden sie tagaus tagein von den Magnaten und Schlachtizen mit
Füßen getreten. Weil ich nicht verletzen wollte, so vermied ich absichtlich,
den Schluß aus diesen Thatsachen zu ziehen, sondern überließ den Lesern,
selbst zu schließen: daß eine vielhundertjährige Knechtung bei leidlichem
wirthschaftlichen Wohlbefinden den Charakter eines Volkes nothwendig
schwerer schädigt als eine Geschichte voller Leiden und Kämpfe. Da
nun unsere abendländische Geschichte trotz aller Verirrungen und Rück-
schläge im Wesentlichen eine Geschichte der Freiheit ist, so müssen die
Marannen des Westens unserem Wesen näher stehen als der polnische
Judenstamm. Dieser Unterschied zwischen den beiden großen Stämmen
des modernen europäischen Judenthums wird allgemein anerkannt, selbst
von einem so judenfreundlichen Historiker, wie der verstorbene H. Wuttke
war. Auch Herrr Graetz giebt den Unterschied zu, indem er beständig
wider die aristokratischen Marannen eifert. Er stellt sich jedoch, als ob
er meinen einfachen Gedankengang nicht verstände; er schiebt mir unter,
ich wüßte nicht, daß die polnischen Juden milder behandelt worden seien
als die spanischen - und was der Verdrehungen mehr ist.

Ich sagte sodann, eine vollständige Verschmelzung des Judenthums mit
den abendländischen Völkern könne niemals ganz erreicht werden, nur eine
Milderung des Gegensatzes lasse sich herbeiführen, da jener Gegensatz selbst
in einer uralten Geschichte begründet sei. Ich erinnere hierbei da die be-
kannte Stelle des Tacitus vom "odium generis humani". Nun kommt
Herr Hraetz, citirt die Stelle, die von den Christen redet, und behält
natürlich in den Augen der ungelehrten Leser Recht. Jeder Historiker
aber weiß - und Herr Graetz weiß es am Besten - daß das Christen-
tum bis auf Trajan als eine Sekte des Judenthums galt. In den
Tagen des Nero, von denen Tacitus spricht, wurden die Christen häufig




   II.

-10-

noch "Judaei" genannt, der Vorwurf des Hasses gegen das Menschenge-
schlecht" richtete sich gleichmäßig wider die Altjuden und die Neujuden, die
Christen. Die werdende Weltkirche fand ihren stärksten Anhang zunächst
unter den "Juden und Judengenossen", wie die Apostelgeschichte sagt; sie
wurde dadurch einerseits gefördert, daß die Juden überall im "orbis terrarum"
zerstreut wohnten, andererseits gehemmt, da sie von dem wütenden Na-
tionalhasse der Römer gegen die Juden mitgetroffen ward. Jene Stelle
des Tacitus ist nie anders verstanden worden und kann auch gar nicht
anders verstanden werden, als dahin, daß sie ein Zeugniß ablegt ebenso-
wohl für den religiös-politischen Widerwillen des antiken Bürgerthums
gegen die junge Weltreligion wie für den Judenhaß der Abendländer.

In diesem Judenhasse sind fast alle Schriftsteller des späteren Alter-
thums einig: Plinius, Quintilian, Tacitus, Juvenal und wie viele An-
dere. Die nämliche Empfindung lebte späterhin in sämmtlichen germani-
schjen und romanischen Völkern; zu welchen Gräueln sie führte, das ist in
der bekannten Schleiden´schen Flugschrift soeben wieder mit grellen Farben
geschildert worden. Die Schrift des "christlichen" Botanikers wird mir
von den Freunden des Herrn Graetz als ein leuchtendes Gegenbild vor-
gehalten. Leider aber ist Herr Schleiden dem gewöhnlichen Loose der in
der Geschichte dilettirenden Naturforscher nicht entgangen: er zeigt neben
einem achtungswerthen compilatorischen Fleiße einen vollständigen Mangel
an historischem Sinn. Wer auch nur die Elemente unserer Wissenschaft
kennt muß sofort einsehen: es ist rein undenkbar, daß ein zweitausend-
jähriger Kampf auf der einen Seite nur Grausamkeit, Herrschsucht, Hab-
gier, auf der anderen nur duldende Unschuld aufweisen sollte. Die Frage
läßt sich gar nicht abweisen: warum haben so viele edle, hochbegabte Na-
tionen die gemeinen, ja - ich scheue das Wort nicht - die diabolischen
Kräfte, die in den Tiefen ihrer Seele schlummerten, grade an dem jüdi-
schen Volke, und nur an ihm, ausgelassen? Die Antwort ist einfach. Das
Judenthum bewegte sich seit seiner Zerstreuung über die Welt in einem
unlösbaren inneren Widerspruche; es erlag dem tragischen Schicksal einer
Nation ohne Staat. Die Juden wollten immer unter dem Schutze abend-
ländischer Gesetze leben, von dem Verkehre des Abendslandes Vortheil ziehen
und beanspruchen doch eine streng abgesonderte Nation zu sein. Eine
solche Haltung steht aber in so schneidendem Gegensatze zu der harten Noth-
wendigkeit der Staatseinheit, daß sie stets neue Kämpfe auslösen mußte.
         Romanas autem soliciti contemnere leges
         Judaicum ediscunt et servant ac metuunt jus
dieser Vorwurf des Juvenal klingt in den mannigfachsten Formen durch
die gesammte neuere Geschichte hindurch.




   II.

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Heute ist der unselige Kampf beendet, die bürgerliche Gleichberechtig-
gung der Juden in allen Culturstaaten längst durchgesetzt, und ich kenne
in Deutschland keinen verständigen Politiker, der diese vollzogenen That-
sache umstoßen möchte. Die deutschen Juden erfreuen sich der unbeschränk-
ten Freiheit ihres Cultus; Niemand stört sie in ihren alten Sitten und
Traditionen, noch in ihrer eigenthümlichen kosmopolitischen Wissenschaft;
der bürgerliche Verkehr nimmt sogar auf ihren Sabbath, der doch un-
leugbar für uns Christen eine sehr lästige Einrichtung ist, vielfach Rück-
sicht. Aber mit der vollzogenen Emancipation ist auch der alte Anspruch
der Juden, eine eigene Nation für sich zu sein, gänzlich hinfällig geworden. In
diesem Jahrhundert der nationalen Staatsbildungen können die euro-
päischen Juden nur dann eine friedliche und der Gesittung förderliche
Rolle spiele, wenn sie sich entschließen - soweit Religion, Ueberlieferung
und Stammesart dies erlaubt - in den Culturvölkern, deren Sprache
sie reden, aufzugehen. Jedermann erkennt willig an, daß ein Theil der
deutschen Juden diesen nothwendigen Entschuß längst gefaßt hat und
darnach handelt; aber ein anderer, ein sehr einflußreicher Theil unseres
Judenthums denkt durchaus nicht so. Zum Beweise dessen erlaube ich
mir auf den elften Band der Geschichte der Juden des Herrn Graetz einen
Blick zu werden.

Da jedes große Volk nur aus seinem eigenen Wesen heraus gerecht
beurtheilt werden kann, so muß ein Historiker, der die deutschen Dinge
vom specifisch jüdischen Standpunkt aus betrachtet, unvermeidlich Manches
schief und einseitig auffassen; wenn Herr Graetz unseren Lessing als "den
größten Mann, den Deutschland bis dahin erzeugt hatte", bezeichnet, so
ist das freilich grundfalsch, jedoch im Munde eines eifrigen Israeliten
sehr begreiflich. Desgleichen wird ein solcher Schriftsteller über das
Christenthum oft scharf sprechen, Uebertrittte seiner Glaubensgenossen streng
verurtheilen müssen; ja selbst einige Bitterkeit und manche Ungerechtig-
keit mag man ihm nachsehen, da er so viel Trauriges zu berichten hat.
Nur zwei Forderungen dürfen wir an ihn stellen: daß seine Polemik gegen
die Religion der ungeheuren Mehrheit seiner deutschen Landsleute die
Schranken der Mäßigung nicht gänzlich überschreite, und daß er von dem
Volke, dessen milde Gesetzt ihn selber beschützen, mit einiger Achtung und
Schonung rede. Wie genügt Herr Graetz diesen bescheidenen Ansprüchen?
Sein Band predigt von der ersten bis zur letzten Seite Haß, wilden Haß
gegen das Christenthum und hoffärtigem herausfordernde Verachtung gegen
das deutsche Volk.

Ich sagte neulich, Herr Graetz nenne das Christenthum den Erbfeind.
Er aber antwortet mir mit der heiligen Entrüstung tief gekränkter Un-



   II.

-12-
dies Wort komme in seinem Buche gar nicht vor. Nun wohl,
hätte ich mit Hern Graetz einen Wechselprozeß auszufechten, so müßte ich
unterliegen; denn sein Schein ist buchstäblich in Ordnung, der meine leidet
an einem kleinen Formfehler. Vor dem sittlichen Urtheile unserer Leser
hoffe ich jedoch zu bestehen, wenn ich bekenne, daß ich den Band schon im
letzten Sommer gelesen und mir keine Notizen daraus gemacht habe; so
hat mir denn mein Gedächtnis den unverzeihlichen Streich gespielt - -
die beiden Buchstaben b und z zu verwechseln. Herr Graetz nennt das
Christenthum allerdings nicht den Erbfeind (wenigstens ist mir beim noch-
maligen Durchblättern dieser Ausdruck nicht aufgefallen) - wohl aber
"den Erzfeind, welcher das Heil vom Judenthum empfangen hatte und
des dafür einkerkerte und anspie" (S. 389).Erbfeind oder Erzfeind -
was ist wohl milder, anständiger, würdiger eines Mannes, der beständig
über christliche Unduldsamkeit eifert?

Und jene Stelle steht keineswegs allein, sie giebt vielmehr den Ton
an, worauf der ganze Band gestimmt ist. Wenn die Juden sich taufen
lassen, so "gehen sie ins feindliche Lager über" (172) oder "sie verlassen
die Quelle lebenden Wassers um sich Labung aus übertünchten Gruben
zu holen" (183). Und so sprudeln die Schmähreden weiter über "die
übermüthige Tochter einer gekneckteten Mutter", "den gekeuzigten Gott",
und "die Kluft, welche das Christenthum zwischen sich und der Vernunft
gehöhlt hat". Denn wird rundweg für unwahr erklärt, daß das Christen-
thum die allgemein Menschenliebe und die Brüderlichkeit predige (197);
und wieder: "faktische war kein Jude ein Shylock, wohl aber ein Christ".
Wenn Israel Jacobsohn einige deutsche Gebete und die Confirmation
(das "Ableiern des Glaubensbekenntnisses" sagt unser Buch) in die Sy-
nagoge einführt, so ist Herr Graetz damit nicht einverstanden. Ich rechte
nicht mit ihm, da ich mich grundsätzlich nicht in die inneren Angelegen-
heiten eines fremden Cultus mische. Aber auch hier wieder der gleiche
Ton. Herr Graetz findet es "beschämend und lächerlich, der ergrauten
Mutter den schimmernden Plunder der Tochter umzuwerfen, der sie mehr
entstellte als zierte" (412). nach solchen Aeußerungen über das Christen-
thum können die maßvollen Urteile über unere Theologen nicht mehr
befremden. Schleiermachers Reden über die Religion - jene geniale
Schrift, mit der das Wiedererwachen des kirchlichen Sinnes unter den
gebildeten Protestanten begann - werden bezeichnet als "die Zwillings-
schrift" von Friedrich Schlegels Lucinde, dem nahezu frivolsten Buche
unserer gesammten Literatur; und da Schleiermacher bekanntlich viele
Berliner Juden zum "Christeln" verführte (so drückt unser Buch sich
aus), so stellt Herr Graetz die Wirksamkeit dieses Mannes in Vergleichung




   II.

-13-

mit dem Astarte-Cultus! (181ff.) Inmitten dieser Kraftleistungen ver-
sichert er endlich, es sein "dummes Vorurtheil oder Verlogenheit, daß das
Judenthum Christenhaß predige".

Mancher Leser mag vielleicht dem Glaubenseifer Alles zu gute hal-
ten; für seine Schmähungen wider Deutschland hingegen kann Herr Graetz
eine solche Entschuldigung nicht beanspruchen. " Die Germanen, diese Er-
finder der Leibeigenschaft, des Feudal-Adels und des gemeinen Knecht-
sinns"- so schildert er uns (260). Demgemäß war der junge Börne
durch den patriotischen "Taumel schon so sehr verdeutscht, daß er blinden
Gehorsam predigte" (376). Der greifte Börne aber und Heinrich Heine
wurden die "zwei Racheengel, welche mit feurigen Ruthen die Querköpfig-
keit der Deutschen peitschten und ihre Armseligkeit schonungslos aufdeck-
ten" (367). Unsere germanische Urzeit riß den Feind Tacitus zur Be-
wunderung hin, diesem deutschen Staatsbürger ist sie "ein grauenhaftes
mittelalterliches Gespenst" (329). Herr Graetz gesteht offen ein, daß er
Deutschland mitnichten als sein Vaterland betrachtet; er schildert den
trefflichen Gabriel Riesser als das merkwürdige Beispiel eines Juden,
der "in seinem zufälligen Geburtslande vollständig aufging", und fügt
herablassend hinzu; Riesser "theilte die beschränktheit deutschen Wesens,
die Vertrauensseligkeit, die pedantische Üeberlegtheit und die Scheu vor
rascher That" (471). Allerdings ist Herr Graetz, wie er in seinem offenen
Briefe hervorhebt, einmal so freundlich Goethe und Fichte zwei Männer
ersten Ranges zu nennen; doch er verschweigt, mit welchen gehässigen
Worten er auf S. 245 ff. diesen Beiden zu Leibe geht; er verschweigt
seine anmuthigen Bemerkungen über "die giftige Frucht von Fichte´s
Samen" (361).

Er erzählt, wie die Juden unserer polnischen Provinzen im Winter
von 1806/7 dem Landesfeinde Vorschub leisteten und fragt dann zuver-
sichtlich: "Hätten sie etwa dem preußischen Königshause für jenes Gesetz
treu und dankbar sein sollen, welches ihnen neue Beschränkungen auf-
gelegt und sie nur der Willkür der polnischen Adels entzogen hatte um
sie dem Hochmuth des pre4ußischen Beamtenthums zu überliefern?" (294).
Er wird mich also gar nicht verstehen wenn ich ihm trocken antworte: aller-
dings hätten sie treu sein sollen. Er begnügt sich nicht, die Thatsachen
unserer Geschichte gehässig zu verzerren; er scheut auch vor Erfindungen
nicht zurück, wenn sie zur Verunglimpfung unseres Volkes geeignet schei-
nen. Wenn der Kopenhagener Pöbel im Jahr 1819 die Juden miß-
handelt, so ist er "möglicherweise von deutschen Kaufleuten aufgestachelt"
- eine Verdächtigung, wofür nicht der Schatten eines Beweises vorliegt.
Wenn dagegen der ehrwürdige Thibaut und die Heidelberger Studenten




   II.

-14-

mit Gefahr ihres Lebens die verfolgten Juden gegen den Pöbel beschützen,
so sind diese Deutschen "vielleicht durch Berührung mit Frankreich mensch-
licher gestimmt" und doch muß Herr Graetz wissen, daß Thibaut ein
erklärter Franzosenfeind war, und die Heidelberger akademische Jugend
damals, von französischen Ideen noch völlig unberührt, ganz ebenso christ-
lich-germanisch dachte wie die jungen Teutonen von Jena oder Breslau.
Und zu Alledem noch dieser unbeschreiblich freche und hämische Ton: der
Mann schüttelt sich vor Vergnügen, so oft er den Deutschen etwas recht
Unfläthiges sagen kann.

Hand in Hand mit solchem Unglimpf gegen Deutschland geht eine
ungeheure Ueberhebung. Herr Graetz wird nicht müde, seine Stamm-
genossen zum "Ahnenstolze" zu ermahnen, ihnen von ihrem "uralten
Adel" zu sprechen. Ich habe nichts dawider, aber wer also denkt hat
doch wohl nicht das Recht, uns Germanen als "Erfinder des Feudal-
Adels" zu brandmarken? Herr Graetz behauptet, Moses Mendelsohn habe
zuerst den Gedanken gefunden, daß die Religion keine Zwangsmittel an-
wenden dürfen, und fährt triumphirend fort: "das was bisher innerhalb
des Christenthums Niemand eingefallen." Ja wohl, weder Grotius noch
Leibitz, weder Coornhert noch Bayle, weder Milton noch Locke, weder
Pufendorf noch Thomasius waren auf diesen Einfall gekommen! Nach-
dem Herr Graetz uns gelehrt, Lessing sei der größte Deutsche gewesen,
versichert er erhaben: "Börne war mehr als Lessing." Wir haben
also die Freude, in Börne den allergrößten Sohn deutscher Erde zu
verehren, werden jedoch in solchem Genusse sogleich gestört, da der Ver-
fasser uns ausdrücklich erklärt, Börne sei keineswegs ein Deutscher, son-
dern ein Jude.

Nun frage ich; kann ein Mann, der also denkt und schreibt, selber
für einen Deutschen gelten? Nein, Herr Graetz ist ein Fremdling auf
dem Boden "seines zufälligen Geburtslandes", ein Orientale, der unser
Volk weder versteht noch verstehen will; er hat mit uns nichts gemein,
als daß er unser Staatsbürgerrecht besitzt und sich unserer Muttersprache
bedient - freilich um uns zu verlästern. Wenn Leute dieses Schlages,
die von dem Geiste Nathans des Weisen gar nichts ahnen, ihren Haß
und ihren Stammesdünkel hinter dem Namen Lessings, des Deutschen
und des Christen, zu verschanzen suchen, so schänden sie das Grab eines
Helden unserer Nation. Das Buch des Herrn Graetz aber wird leider
von einem Theile unseres Judenthums als ein "standard work" angesehen
und was er mit der Plumpheit des Zeloten herauspoltert, das wieder-
holt sich in unzähligen Artikeln jüdischer Jounalisten, in der Form ge-
hässiger Witzelei gegen Christenthum und Germanenthum.




   II.

-15-
Zum Schluß hebt Herr Graetz nochmals hervor, daß die Juden ein
Volk Gottes sind, und dann faßt er seine Pläne für die Zukunft zusammen
in dem Satze: "Die Anerkennung der Juden als vollberechtigte Glieder
ist bereits so ziemlich durchgedrungen; die Anerkennung des Judenthums
aber unterliegt noch schweren Kämpfen." Um diesen Gedanken noch durch-
sichtiger zu machen, citirt er in seinem offenen Briefe frohlockend jenen
bescheidenen Ausspruch Benjamin Disraelis, der die Juden als "eine
höhere Rasse", den europäischen Völkern gegenüber, preist. Da das Ju-
denthum als Religionsgenossenschaft bei uns längst anerkannt ist, so
kann die Forderung des Herrn Graetz schlechterdings nur bedeuten: An-
erkennung des Judenthums als einer Nation in und neben der deutschen.
Auf einen solchen Anspruch muß aber jeder Deutsche, dem sein Christen-
thum und sein Volksthum heilig ist, kurzab erwidern: Niemals! Unser
Staat hat in den Juden nie etwas anderes gesehen als eine Glaubens-
genossenschaft, und er kann von diesem allein haltbaren Rechtsbegriffe
unter keinen Umständen abgehen; er hat ihnen die bürgerliche Gleich-
berechtigung nur zugestanden in der Erwartung, daß sie sich bestreben
würden, ihren Mitbürgern gleich zu sein. Unsere alte Cultur ist reich
und duldsam genug, um viele starke Widersprüche zu ertragen: wie die
Bekenner jener Kirche, die sich für die allein seligmachende hält, friedlich
mit den Ketzern zusammenleben, so können wir es auch gleichmüthig hin-
nehmen, wenn ein Theil unserer Mitbürger sich in der Stille für das
auserwählte Volk ansieht. Tritt aber dieser Rassedünkel auf den Markt
hinaus, beansprucht das Judenthum gar Anerkennung seiner Nationa-
lität, so bricht der Rechtsboden zusammen, auf dem die Emancipation
ruht. Zur Erfüllung solcher Wünsche giebt es nur ein Mittel: Aus-
wanderung, Begründung eines jüdischen Staates irgendwo im Auslande,
der dann zusehen mag, ob er sich die Anerkennung anderer Nationen
erwirbt.

Auf deutschem Boden ist für eine Doppel-Nationalität kein Raum.
An der tausendjährigen Arbeit deutscher Staatenbildung haben die Juden
bis auf die allerneueste Zeit herab gar keinen Antheil genommen. Auch
in den drei großen Epochen geistigen Schaffens, welche den Charakter
unserer Cultur bestimmen, in der Blüthezeit mittelalterlicher Dichtung,
im Reformationszeitalter, in der classischen Literaturepoche spielten die
Juden entweder keine oder eine untergeordnete Rolle. Als sie zuerst an-
fingen in Staat und Literatur bei uns etwas zu bedeuten, fanden sie
die Fundamente germanischer Gesittung längst gesichert vor, und für sie,
wie für den doch wohl icht minder begabten Stamm der eingewanderten
Franzosen, ergab sich die Nothwendigkeit sich zu germanisiren. Viele von




   II.

-16-

ihnen sind seitdem als deutsche Gelehrte und Künstler, als Träger deut-

scher Bildung zu verdientem Ansehen gelangt. Herr Graetz und die ihm
gleichen gehen andere Wege. Doch unsere öffentliche Meinung beginnt
endlich wachsam zu werden. Nur noch wenige Jahre, und sie wird so
weit erstarkt sein, daß jene Schimpfreden wider den "germanischen Ur-
Mob", welche heute durch die jüdische Presse gehen, in Deutschland
ebenso unmöglich werden wie sie in England schon längst undenk-
bar sind.

---------------




   III.

III.


10. Januar 1880

Tagaus Tagein stürmt eine Heerschaar von Flugschriften und Zeitungs-
artikeln gegen die Schlußworte meiner November-Rundschau heran.
Meine Gegner selber scheinen zu fühlen, daß die kaufmännische Regel
"die Menge muß es bringen" in geistigen Kämpfen nicht genügt; denn
nachdem jede Zeile meines Aufsatzes durch ebenso viele Druckbogen voller
Widerlegungen getödet worden ist, tritt an jedem neuen Tage ein neuer Streiter
auf und hält für nöthig, die Blutarbeit von vorn zu beginnen.

Unter der Masse dieser Entgegnungen befindet sich eine, die ich mit
aufrichtigem Bedauern gelesen habe: das würdig und sachlich gehaltene
Sendschreiben meines Collegen Harry Breßlau. Als ich jenen Aufsatz
schrieb, mußte ich unwillkürlich an einen verstorbenen Jugendfreund
denken, einen guten Deutschen von jüdischer Abstammung, einen der
treuesten, liebevollsten und uneigennützigsten Menschen, die ich je gekannt;
ich richtete meine Worte so ein, als ob ich mit ihm spräche, und ich hoffte
auf die Zustimmung jener Juden, die sich ohne Vorbehalte als Deutsche
fühlen. Wenn ein so gänzlich deutsch gesinnter Mann wie Breßlau, der
meine Bemerkungen über die Auswüchse unseres Judenthums doch un-
möglich auf sich beziehen kann, mir heute erklärt, daß er sich durch meine
Worte tief gekränkt fühle, so sehe ich darin einen Beweis jener über-
triebenen Empfindlichkeit, welche die deutschen Juden vor ihren franzö-
sischen und englischen Stammgenossen auszeichnet. Diese Empfindlichkeit
ist so krankhaft, dass man schließlich kaum noch weiß, mit welchem Namen
man unsere israelischen Mitbürger bezeichnen darf. Der Ausdruck
Semit wird als eine schnöde Beleidigung zurückgewiesen; rede ich von
Israeliten, so tadelt mich ein Breslauer Blatt wegen dieser hochmüthigen
Cavalierphrase; ein jüdischer College an einer kleinen Universität hin-
gegen, ein wohlmeinender Mann, der ähnlich denkt wie Breßlau, spricht
mir die Hoffnung aus, es werde der beleidigende Name Jude ganz ab-
kommen und künftig nur noch von Israeliten die Rede sein. Angesichts



   III.

-18-

solcher Reizbarkeit bleibt uns wirklich nur der alte deutsche Trost: Aeger-
nis hin, Aegernis her!

Breßlau gelangt, obwohl er mir Einzelnes zugiebt, zuletzt doch zu
dem Ergebniß, daß ich, befangen in einer unbegreiflichen Schrulle, meine
Behauptungen aus der leeren Luft gegriffen hätte. Nun wohl; aber
warum erregen dann diese willkürlichen Einfälle eines wunderlichen Hei-
ligen nicht mitleidiges Lächeln, sondern einen unerhörten Sturm leiden-
schaftlicher Erwiderungen? Doch wohl nur, weil ein Theil der deutschen
Judenschaft sich durch meine Worte getroffen fühlt, und weil man ahnt,
daß ich keineswegs eine persönliche Ansicht ausgesprochen habe, sondern
die Meinung von Hunderttausenden. Breßlau ist völlig im Irrtum,
wenn er glaubt, die heutige Bewegung sei seit 1875 durch die Hochcon-
servativen und Ultramontanen hervorgerufen worden. Sie ist in Wahrheit viel
älteren Ursprungs; ich habe sie seit mehr als einem Jahrzehnt in der
Stille anwachsen sehen. Seit vielen Jahren wird immer häufiger und
immer leidenschaftlicher in den Gesprächen der guten Gesellschaft, ohne
Unterschied der Partei, die Frage erörtert, wie wir unsere alte deutsche
Art gegen die wachsende Macht und den wachsenden Uebermuth des
Judenthums beschützen sollen. Wenn viele wackere Männer noch heute
Bedenken tragen, ihre Meinung über die Frage öffentlich kundzugeben,
so geschieht es nur, weil jene beiden extremen Parteien die vorhandene,
in den weitesten Kreisen verbreitete Verstimmung für ihre Sonderzwecke
auszubeuten suchen und nicht Jedermann die Gefahr laufen mag, als
ein Gesinnungsgenosse der Clericalen verrufen zu werden. Mir schien
es umgekehrt wünschenswert, daß einmal ein Mann, den man nicht mit
den beliebten Schlagworten "unduldsamer Pfaff" oder "der Jude wird
verbrannt" abfertigen kann, sich unumwunden über die gegenwärtige Be-
wegung ausspräche.

Sollten wir etwa jene folgenschwere Veränderung unseres socialen
Lebens, die sich vor unseren Augen vollzieht, nicht bemerken? Es bleibt
dabei, daß in Berlin allein nahezu ebenso viel Juden leben wie in ganz
Frankreich. Nach der neuesten mir zugänglichen amtlichen Zählung
wohnten in Frankreich 49,439 Juden (was mit der etwas älteren An-
gabe Morpurgo´s, die ich früher mittheilte, gut übereinstimmt), in Berlin
im Jahr 1875: 45,464 Juden; die jüdische Bevölkerung unserer Haupt-
stadt hat sich seit 1811 auf das Vierzehnfache, die Gesammtzahl der Ein-
wohner nur auf das Sechsfache vermehrt. Und dieser Stamm, der sich
so mächtig in die Mittelpunkte unseres Staates und unserer Bildung
hineindrängt, enthält außer sehr vielen achtenswerthen, gut patriotischen
Leuten auch eine Schaar von unverfälschten Orientalen, wie ich ihrer



   III.

-19-

einen neulich nach seinen eigenen Worten schilderte, desgleichen einen
Schwarm von heimathlosen internationalen Journalisten, sodann große
kosmopolitische Geldmächte - denn daß das Haus Rothschild mit Allem,
was daran hängt, deutsch sei, wird doch wohl Niemand behaupten wollen
- endlich manche schlechthin gemeinschädliche Elemente, von deren Be-
deutung unsere mit jüdischen Wörtern so reich geschmückte Gaunersprache
ein Zeugniß giebt. Die Emancipation hat insofern günstig gewirkt, als
sie den Juden jeden Grund berechtigter Beschwerden entzog. Aber sie
erschwert auch die Blutsvermischung, die doch zu allen Zeiten das wirk-
samste Mittel zur Ausgeichung der Stammesgegensätze war; die Zahl
der Uebertritte zum Christenthum hat sich sehr verringert, und Mischehen
zwischen Christen und ungetauften Juden werden immer nur seltenen
Ausnahmen blieben so lange unser Volk seinen Christenglauben hei-
lig hält.

Die Juden sind dem neuen Deutschland Dank schuldig für das Werk
der Befreiung; den die Theilnahme an der Leitung des Staats ist
keineswegs ein natürliches Recht aller Einwohner, sondern jeder Staat
entscheidet darüber nach seinem freien Ermessen. Statt solcher Dank-
barkeit sehen wir in einem Theile unseres Judenthums einen Geist des
Hochmuths aufwuchern, der sich keineswegs blos in der nichtswürdigen
Religionsspötterei einzelner Zeitungsschreiber äußert, sondern zuweilen
schon geradezu versucht die christliche Mehrheit in der Freiheit ihres
Glaubens zu beeinträchtigen. Aus vielen wohlbeglaubigten Beispielen
nur eines, das kürzlich von den Zeitungen berichtete wurde. In Linz
am Rhein besteht eine katholische Volksschule, die auch von einigen
jüdischen Kindern besucht wird. Bei dem Religionsunterrichte, woran die
Juden selbstverständlich nicht theilnehmen, benutzt der Lehrer ein Lehr-
buch der biblischen Geschichte, das, dem neuen Testamente gemäß, er-
zählt, wie Christus von den Juden unschuldig gekreuzigt wurde. Als-
bald beschwert sich der Synagogenvorstand bei der Regierung und verlangt
Beseitigung dieses Lehrbuchs, weil es Haß und Verachtung gegen die Juden
errege. Also im Namen der Toleranz maßt sich die winzige Minderheit ein
Recht des Einspruchs an gegen die Glaubenslehre der Christen; für sich
selber fordert sie die unbeschränkte Freiheit. Ohne jeden Zweifel beurtheilt
Breßlau Vorfälle dieser art genau ebenso wie ich; aber darf er es uns
Christen verargen, wenn wir meinen, es sei hohe Zeit, einer Gesinnung,
die schon wenige Jahre nach der Emancipation solche Früchte zeitigt, offen
entgegenzutreten, bevor der Terrorismus einer rührigen Minderzahl, er-
mutigt durch unsere feige Geduld, uns über den Kopf wächst?

Leider nöthigt mich Breßlau, noch einmal auf den Unterschied der



   III.

-20-

beiden großen Stämme des europäischen Judenthums zurückzukommen.
Er redet fast, als ob ich diesen Unterschied erfunden hätte. Was ich
sagte ist aber aktenmäßig nachweisbar aus der Geschichte der franzö-
sischen Gesetzgebung. Als die ersten Gemeinde- und Departementswahlen
des Revolutionszeitalters herannahten, wurde der Nationalversammlung
ein Gesetzentwurf vorgelegt, der allen Nicht-Katholiken das Wahlrecht
und die Fähigkeit zur Bekleidung öffentlicher Ämter ertheilte. Maury
und Rewbell, der Elsasser, beantragten, die Juden von diesem Recht
auszuschließen, weil sei im Elsaß allzu verhaßt seien. Das Haus beschloß
endlich, in das Gesetz, das am 24. December 1789 zu Stande kam, einen
Satz aufzunehmen, kraft dessen die Constituante sich vorbehielt, über die
Rechte der Juden später zu entscheiden. Nach abermaligen Berathungen
folgte am 26. Januar 1790 das Gesetz "über die Juden des Südens":
die sogeannten spanischen Juden ("les Juifs connus en France sous le
nom de Juifs portugais, espagnols et avignonais") erhielten das active
Bürgerrecht. Gegen die deutschen Juden Frankreichs aber blieb jener
Vorbehalt vom 24. December 1789 noch immer in Kraft, obgleich der
Gedanke der "égalité" damals alle Köpfe beherrschte; sie erhielten die ge-
sicherte Gleichberechtigung erst durch die Verfassung vom 2. September
1791. Aus diesen Thatsachen erhellt, daß die Franzosen den Stammes-
unterschied innerhalb des Judenthums sehr wohl kannten, daß die spani-
schen Juden bei dem christlichen Volke weniger verhaßt waren als die
deutschen. Nun ist Südfrankreich bekanntlich das classische Land der
religiösen Leidenschaften. Wie fürchterlich hat hier die Glaubenswuth
gehaust die Jahrhunderte hindurch, in den Albigenser- und den Hugenotten-
kriegen; noch das achtzehnte Jahrhundert sah hier die Gräuel des Cami-
sardenkampefs und die Hinrichtung des Jean Calas, in Nimes und Montpellier
wurden die Protestanten von dem Pöbel ermordet. Wenn ein solches,
durch fanatischen Glaubenseifer berühmtes Volk mit seinen Juden im
Ganzen freundlicher lebte als die gutmüthigen Elsasser, die nach deutscher
Weise schon längst an das friedliche Nebeneinander der Glaubensbekennt-
nisse gewöhnt und schon seit anderthalb Jahrhunderten dem Jammer der
Religionskriege entwachsen waren, so ergiebt sich der unabweisbare Schluß,
daß der spanische Judenstamm sich leichter als der deutsche in die abend-
ländische Weise zu schicken wußte. Diese Haltung der spanischen Juden
hat nachher, wie mir scheint, einen günstigen Einfluß ausgeübt auf die
Stellung des Judenthums in Frankreich überhaupt, sowie auf die Sittem
der später eingeströmten deutsch-jüdischen Einwanderung.

Auch meine Bemerkungen über das Uebergewicht des Judenthums



   III.

-21-

in der Tagespresse scheinen mir nicht widerlegt durch die Aufzählung der
Zeitungen, die von Christen redigirt werden. Daß die Juden unter den
Correspondenten ganz unverhältnismäßig stark verteten sind, giebt
Breßlau selbst zu; wer aber das innere Getriebe unserer Zeitungen etwas
näher kennt, der weiß auch, daß die Redacteure ihren Berichterstattern
keineswegs so selbständig gegenüberstehen, wie Breßlau annimmt. Es
kommt hier nicht blos in Betracht was die Zeitungen schreiben, sondern
auch was sie aus Furcht verschweigen. Viele Redactionen sind völlig
außer Stande, sich der Ungnade ihrer jüdischen Correspondenten in Paris
und London auszusetzen. dazu die Rücksicht auf die Abonnenten. Die
Schlesische Zeitung verlor im Sommer 1878 mit einem Schlage mehr
als sechshundert jüdische Abonnenten, lediglich weil sie sich unterstanden
hatte, über einige Aeußerungen jüdischer Ueberhebung ehrlich ihr Urtheil zu
sagen. Endlich beziehen nahezu alle deutsche Zeitungen ihren Geschäfts-
gewinn aus den Inseraten, da der bei uns übliche allzu niedrige Abonne-
mentspreis die Kosten nicht deckt; was aber die jüdische Kundschaft für
dieses Zweig des journalistischen Geschäfts bedeutet, das lehrt ein Blick
auf die vierte Seite unserer Lokalblätter. Ich selber bin über die stille
sociale Macht des fest unter sich zusammenhaltenden Judenthums erst
während der jüngsten Wochen ganz in´s Klare gekommen - durch die
Briefe von manchen achtenswerthen Männern, die mir ihre warme Zu-
stimmung aussprechen, aber dringend um Verschweigung ihres Namens
bitten, weil sie sich jüdischer Rachsucht nicht bloßstellen dürften. Nimmt
man alle diese Verhältnisse zusammen, so wird erklärlich, warum ein
großer Theil unserer liberalen Presse für die Ausschreitungen jüdischen
Hochmuths nicht den zehnten Theil des Tadels übrig hat, der über jeden
Fall christlicher Unduldsamkeit ausgeschüttet wird.

Ich sagte: Wir wollen nicht, daß auf die Jahrhunderte germanischer
Gesittung ein Zeitalter deutsch-jüdischer Mischcultur folge. Breßlau wirft
mir ein, unsere Gesittung sei bereits eine Mischcultur. Das scheint mir
ein Spiel mit Worten. Allen modernen Völkern ist die Gedankenarbeit
vergangener Jahrtausende zum Stab und zur Stütze gegeben. Unsere
deutsche Gesittung fließt, wie Breßlau richtig bemerkt, aus den drei
großen Quellen: des classischen Alterthums, des Christenthums und des
Germanenthums; doch ist die darum durchaus nicht ein Mischcultur,
sondern wir haben die classischen wie die christlichen Ideale mit unserem
eigenen Wesen so völlig verschmolzen, daß sie uns in Fleisch und Blut
übergegangen sind. Wir wollen aber nicht, daß zu diesen drei Cultur-
mächten noch das neujüdische Wesen als eine vierte hinzutrete; denn was
im Judenthum dem deutschen Genius zusagt, das ist schon längst durch



   III.

-22-

die Vermittlung des Christenthums in unsere Gesittung aufgenommen
worden. Wir wollen dies nicht; denn wir haben schon einmal bitter
genug erfahren, daß der neujüdische Geist, wen er sich dem unseren
selbständig gegenüberstellt, unser Volk auf Abwege führt.


In den Tagen des wie "lucus a non lucendo" sogenannten Jungen
Deutschlands wurde unsere Literatur von Börne und Heine beherrscht.
Je mehr wir uns aber von jener Epoche entfernen, je ruhiger wir sie
betrachten, um so klarer erkennen wir, daß sie eine Zeit sittlichen und
geistigen Verfalls war. Kein anderer Zeitraum unserer Literatur-
geschichte seit Klopstock hat so wenig Bleibendes hinterlassen. Unheimische,
radicale, abstracte Ideen drangen damals in unser Leben, eine sclavische
Verehrung frremden Wesens ward im Namen der Freiheit gepredigt; und
noch bis zum heutigen Tage arbeiten unseren besten geistigen Kräfte
daran, die Nation von den undeutschen Idealen jener unfruchtbaren
Epoche zu befreien und sie zu sich selber zurückzuführen. Breßlau täuscht
sich, wenn er in Börne´s Schriften den überlegenen Hohn Pufen-
dorfs wiederzufinden glaubt. Dem Publicisten des Jungen Deutschlands
fehlt gänzlich die Ueberlegenheit, die immer auf Sachkenntniß ruhen
muß: welche ein Abstand zwischen Pufendorfs gründlichem Fleiße und
der Oberflächlichkeit Börnes, der niemals über irgend eine politische Frage
ernstlich nachgedacht und geforscht hat! Der Hohn aber ist in der Politik
nur dann berechtigt, wenn er aus der heißen Liebe zum Vaterland,
aus einem festen Nationalstolze entspringt. Was verhöhnte Pufendorf?
Die verrotteten Formen des heiligen Reichs, die hohle Nichtigkeit der
Kleinstaaterei Von der deutschen Nation aber sprach er mitten in den
Tagen ihres tiefsten Verfalls nie anders als mit freudigem Stolze, und
ihrem ersten Manne, dem Großen Kurfürsten, setzte er ein Denkmal,
das dauern wird wie Schlüters Standbild. Börne dagegen riß den
größten Deutschen seiner Tage, Goethe, als den gereimten Knecht in den
Kot und beschimpfte die Deutschen das Volk der Bedienten, mit der
ganzen Frechheit eines Mannes, der sich innerlich fremd fühlte.
Die Geschichte hat bereits gerichtet. Börne ist todt, seine Gedanken sind
überwunden, seine Schriften liest Niemand mehr außer den Fachgelehrten;
Heine lebt und wird leben. Warum? Nicht blos, weil Heine eine un-
gleich reichere Natur war als Börne, nicht blos, weil Dichtung eine
zähere Lebenskraft besitzt als die Schriften des Publicisten, sondern vor
Allem, weil Heine weit mehr Deutscher war als Börne. Heine´s
unsterbliche Werk sind wahrhaftig nicht jene internationalen Witze, um
derentwillen er "le seul poéte vraiment paisien" genannt wurde, sondern
die schlichtweg deutsch empfundenen Gedichte: so die Loreley, dies echte



   III.

-23-

Kind deutscher Romantik, so jene herrlichen Verse: "Schon tausend Jahr
aus Gräcia", die noch einmal Alles zusammenfaßten, was die Deutschen
seit Winkelmann´s Tagen über die Schönheit der hellenischen Welt ge-
sagt und gesungen hatten. Heine ist sogar in seiner Sprache, wie alle
unsere großen Schriftsteller, nicht ohne einen leisen landschaftlichen An-
klang. Wie Goethe den Franken, Schiller den Schwaben nicht verleugnen
kann, wie Lessing und Fichte, so grundverschieden unter sich , doch Beide
unverkennbar Obersachsen sind, so zeigt sich Heine, wo seine Kraft rein
zu Tage tritt, als der Sohn des Rheinlandes. Börne dagegen redet
jene abstracte journalistische Bildungssprache, die wohl glänzen und blen-
den kann, doch niemals wahrhaft mächtig, niemals wahrhaft deutsch ist;
ihr fehlt der Erdgeruch, die ursprüngliche Kraft; die Worte sinken nicht
in den Hörers Seele.

Heute haben die wirklich bedeutenden und gesunden Talente unter
unseren jüdischen Künstlern und Gelehrten längst eingesehen, daß sie nur
auf den Bahnen des deutschen Geistes Großes erreichen können, und sie
handeln darnach. Nur die anmaßende Mittelmäßigkeit stellt sich mit der
Miene eingebildeter Ueberlegenheit dem ritterlichen germanischen Esau ge-
genüber; sie versucht die Marktschreierei der Geschäftswelt in die Literatur,
das Kauderwälsch der Börse in das Heiligthum unserer Sprache einzuführen.
Wenn wir solchen Unarten der schlechten Elemente unseres Judenthums
entgegentreten, so sollten Männer wie Breßlau uns unterstützen. Eine
ernste und tiefe Meinungsverschiedenheit zwischen ihm und mir vermag
ich nicht aufzufinden.

Das Gleiche kann man von der Streitschrift eines anderen Collegen leider nicht sagen. M. Lazarus geht in seinem Vortrage" Was ist na-
tional?" von dem unanfechtbaren Satze aus, daß das Wesen der Na-
tionaltiät nicht in der Abstammung oder der Sprache allein zu suchen ist,
sondern in dem zweifellosen, lebendigen Bewußtsein der Einheit. Aber
obwohl er mit beredtem Pathos über die Bedeutung der Religion spricht,
so läßt er sich doch nicht näher ein auf die schwierige Frage, inwieweit
dies Bewußtsein der Einheit bei vollständiger Verschiedenheit des religiösen
Gefühles möglich ist, Er nimmt vielmehr als erwiesen an, daß alle deut-
schen Juden in jedem Sinne Deutsche seien, und von dieser Behauptung
gelangt er zu dem ungeheuerlichen Schlusse. "Das Judenthum ist ganz in
demselben Sinne deutsch wie das Christenthum deutsch ist. Jede Na-
tionalität umfaßt heute mehrere Religionen, wie auch jede Religion mehrere
Nationalitäten". Hier muß ich rundweg widersprechen. In bin kein An-
hänger der Lehre vom christlichen Staate, denn der Staat ist eine welt-
liche Ordnung und soll seine Macht auch gegen die Nicht-Christen mit un-



   III.

-24-

parteiischer Gerechtigkeit handhaben Aber ganz unzweifelhaft sind wir
Deutschen ein christliches Volk. Um diese Weltreligion unter den Heiden
zu verbreiten vergossen unsere Ahnen ihr Blut in Strömen; um sie aus-
zugestalten und fortzubilden litten und stritten sie als Bekenner und Helden.
Mit jedem Schritte, den ich in der Erkenntniß der vaterländischen Ge-
schichte vorwärts thue, wird mir klarer, wie fest das Christenthum mit
allen Fasern des deutschen Wesens verwachsen ist; selbst der Unglaube so-
fern er nicht in frivole Spötterei ausartet, vermag bei uns nicht den
Boden des Christenthums ganz zu verlassen. Christliche Gedanken be-
fruchten unsere Kunst und Wissenschaft; christlicher Geist lebt in allen ge-
sunden Institutionen unseres Staates und unserer Gesellschaft. Das
Judenthum hingegen ist die Nationalreligion eines uns ursprünglich frem-

den Stammes, seinem Wesen nach mehr zur Abwehr als zur Bekehrung
geeignet und darum auch wesentlich auf die Stammgenossen beschränkt.
An seiner Entwicklung nahmen die Deutschen durch die Jahrhunderte gar
keinen Antheil; seine Ideen, soweit sie nicht in das Christenthum überge-
gangen sind, übten auf unseren Staat, auf unsere Gesittung gar keinen Ein-

fluß. Wer angesichts dieser offenkundigen Thatsachen behauptet, das
Judenthum sei genau in demselben Sinne deutsch wie das Christenthum,
der versündigt sich an der Herrlichkeit der deutschen Geschichte.

Ebenso falsch ist, in solcher Allgemeinheit hingestellt, die Behauptung,
daß jede Nationalität heute mehrere Religionen umfasse. Die bestgesitteten
Nationen der Gegenwart, die westeuropäischen, sind allesammt christliche
Völker. Jenes lebendige Bewußtsein der Einheit, das die Nationalität
bedingt, kann sich der Regel nach nicht bilden unter Menschen, die über
die höchsten und heiligsten Fragen des Gemüthslebens grundverschieden
denken. Man stelle sich nur vor, daß die Hälfte unseres Volkes sich vom
Christenthum lossagte: kein Zweifel, die deutsche Nation müßte zerfallen,
Alles was wir deutsch nennen ginge in Trümmer. Lazarus beachtet nicht
den Unterschied zwischen Religion und Confession; er denkt sich die Begriffe:
katholisch, protestantisch, jüdisch als coordinirt. Confessionelle Unterschiede
innerhalb derselben Religion kann eine Nationalität allerdings ertragen -
schwer genug freilich, wie die Leidensgeschichte Deutschlands zeigt. Der
Gegensatz der Protestanten und Katholiken, wie gehässig er auch leider
oft hervortritt, bleibt doch ein häuslicher Streit innerhalb des Christen-
thums; wir Protestanten haben mit unseren katholischen Landsleuten we-
sentliche Grundsätze christlicher Dogmatik und Moral gemein. Wenn un-
sere tapferen Väter nach heißem Kampfe das Schwert in die Scheide
steckten und sich die Hände boten zu einem Religionsfrieden, dann setzten
sie in den Vertrag regelmäßig die Clausel: "donec per Dei gratiam de



   III.

-25-

religione ipsa convenerit" So darf auch heute noch kein deutscher Christ
die Hoffnung aufgeben, es werde dereinst eine reinere Form des Christen-
thums sich bilden, welche die getrennten Brüder wieder vereinigt. Hingegen
das Bestehen mehrerer Religionen innerhalb einer Nationalität kommt wohl
als Uebergangszustand vor; auf die Dauer ist es, wie die Geschichte
aller abendländischen Culturvölker lehrt, nur da möglich, wo eine Religion
die Regel bildet, die Andersgläubigen die Ausnahme, die verschwindende
Minderheit. Dies ist die Lage des Judenthums im heutigen Westeuropa.
Die christlichen Völker des Westens sind darum noch nicht christlich-jüdisch
geworden, weil eine kleine Minderheit von Juden unter ihnen lebt. Sie
mögen dieser Minderzahl alle staatsbürgerlichen Rechte und vollkommene
Religionsfreiheit gewähren; doch sie bleiben auch nach der Judenemanci-
pation berechtigt und verpflichtet, in dem angehobenen Gange ihrer christ-
lichen Gesittung zu beharren, den christlichen Geist ihrer Institutionen zu
bewahren. Es ist der Grundfehler des Lazarus´schen Vortrags, daß der
Redner für alle diese Verhältnisse gar kein Auge hat, und die bescheidene
Ausnahmestellung, welche dem Judenthum in der christlichen Culturwelt
gebührt, hochmüthig verkennt.

Von den übrigen Streitschriften erwähne ich nur noch eine, weil in
ihr ein händelsüchtiger, beleidigender Rassedünkel, mit christlicher Salbung
versetzt, hervortritt. Wer Berliner Personen und Zustände kennt, wird
leicht begreifen, daß Herr Paulus Cassel sich durch meine Bemerkungen
über das Reklame-Unwesen des jüdischen Literatenthums schwer be-
leidigt fühlt und mich mit gewohnter Anmuth als den Pharisäer des
modernen Bewußtseins darstellt. Unbegreiflich aber ist es, daß ein christ-
licher Geistlicher die Judenfrage der Gegenwart zu lösen vermeint durch
die Worte Christi: "das Heil kommt von den Juden!" und darauf die
unbiblische, aus verschiedenen Bibelstellen willkürlich zusammengeschweißte
Weissagung ausspricht: "Die Völker müssen alle in den Zelten von
Christus Sem wohnen!" Herr Cassel verschweigt dabei nur die Kleinig-
keit, daß jene Worte Jesu gesprochen wurden, bevor die Juden selber
das Heil von sich stießen und Christus kreuzigten. Den heutigen
Christen zurufen: "das Heil kommt von den Juden!" - ist noch weit
thörichter, als wenn ein Protestant zu Protestanten sagen wollte: das
Heil kommt von Rom, weil Luther von der römischen Kirche ausging
und der Protestantismus einen großen Theil seiner Cultur der alten Kirche verdankt. Jede junge geistige Macht, die eine ältere besiegt, ist
selber Kind ihrer Gegnerin. Die Größe der christlichen Lehre liegt
darin, daß sie, hervorgegangen aus einem semitischen Volke, das Semiten-
thum überwand und zur Weltkirche wurde. Wenn Herr Paulus Cassel



   III.

-26-

in den Schriften des großen Apostels, auf dessen Namen er getauft ist,
ernstlich forscht, so kann er sich über diese einfachen Wahrheiten unter-
richten. Mag Herr Cassel zusehen, ob er für seine selbstverfertigte Lehre
von "Christus Sem", den das Neue Testament nicht kennt, gläubige
Hörer findet: wir deutschen Christen halten uns an das Evangelium
von dem Gottessohne. Derselbe Geist maßlosen Dünkels spricht aus der
Behauptung des Herrn Cassel: das Judenvolk sei erst durch die frivolen
Deutschen seiner Frömmigkeit entfremdet worden. Gewiß, Heinrich Heine
verdankte seine Liederlichkeit allein dem Umgang mit jener deutschen
Jugend, welche die Schlachten des Befreiungskrieges geschlagen hatte! -

Seltsamerweise werden gerade die diejenigen Sätze meiner November-Rund-
schau, die mir die wichtigsten waren, von keiner der zahlreichen Gegenschriften
erwähnt: die Bemerkungen nämlich über die Mitschuld der Deutschen an
der Macht des Judenthums. Wir haben uns durch die großen Worte
von Toleranz und Aufklärung verleiten lassen zu manchen Mißgriffen im
Schulwesen, welche die christliche Bildung unserer Jugend zu schädigen
drohen, und beginnen jetzt endlich einzusehen, daß die Simultanschulen
auf der niedersten Stufe des Unterrichts nur ein leidiger Nothbehelf sein
können. Duldung ist ein köstlich Ding, doch sie setzt voraus, daß der
Mensch selber schon eine feste religiöse Überzeugung habe. Ein guter
Elementarunterricht muß in allen Fächern von dem gleichen Geiste durch-
drungen sein. Weltgeschichte zu lehren vor Kindern, die nach Kinderart
nur Gut und Böse, Wahr und Falsch zu unterschieden wissen, und dabei
weder den Protestanten, noch den Katholiken, noch den Juden Anstoß zu
geben - das ist ein Eiertanz, der selbst einem bedeutenden Gelehrten
kaum gelingen kann, geschweige denn der bescheidenen Bildung eines
Elementarlehrers. Nichts ist gefährlicher für das kindliche Gemüth als die
inhaltsleere Phrase. Es ist die Pflicht des Staates scharf darüber zu
wachen, daß unseren Schulkindern nicht unter dem Aushängeschilde der
Duldsamkeit die Gleichgültigkeit gegenüber der Religion anerzogen werde.
Auch gegen die Tyrannei des Wuchers, die von unsauberen Schichten
des Judenthums wie des Christenthums in traurigem Wetteifer geübt
wird, kann der Staat etwas mehr Schutz gewähren als heute.

Wichtiger als alle Maßregeln der Staatsgewalt bleibt doch die Hal-
tung der Nation selbst. Unsere Sorglosigkeit und Schwerfälligkeit konnte
von den wirthschaftlichen Tugenden des jüdischen Stammes Manches lernen.
Statt dessen sind wir nur zu empfänglich gewesen für die Schwächen
und Krankheiten des jüdischen Wesens. Unser Kosmopolitismus kam dem
jüdischen entgegen, unsere Tadelsucht erlabte sich an den hetzenden Reden
der jüdischen Scandalpresse. Ein Volk von festem Nationalstolze hätte



   III.

-27-

die Schmähungen der Epigonen Börne´s niemals aufkommen lassen: ein
Volk mit durchgebildeten Sitten hätte seine Sprache vor dem Einbruch
jüdischer Witzblattsroheit spröder bewahrt. Vor allem Andern aber hat
die unglückliche Zerfahrenheit unseres kirchlichen Lebens, die Spottsucht
und der Materialismus so vieler Christen den jüdischen Uebermuth groß ge-
zogen. In den frivolen, glaubenlosen Kreisen des Judenthums steht
die Meinung fest, daß die große Mehrheit der gebildeten Deutschen
mit dem Christenthum längst gebrochen habe. Die Zeit wird kommen
und sie ist vielleicht nahe, da die Noth uns wieder beten lehrt, da die
bescheidene Frömmigkeit neben dem Bildungsstolze wieder zu ihrem Rechte
gelangt. Am letzten Ende führt jede sociale Frage den ernsten
Betrachter auf die Religion zurück. Die deutsche Judenfrage wird nicht
eher ganz zur Ruhe kommen, das Verhältnis zwischen Juden und Christen
sich nicht eher wahrhaft friedlich gestalten, als bis unsere israelitischen
Mitbürger durch unsere Haltung die Ueberzeugung gewinnen, daß wir ein
christliches Volk sind und bleiben wollen.



   IV.

IV.

10. Februar 1880

Von dem Synagogenvorstande zu Linz a. Rh. wird uns eine so-
genannte Berichtigung zugesendet, zu deren Abdruck wir nach § 11 des
Perßgesetzes nicht verpflichtet sind, da dieselbe sich keineswegs auf that-
sächliche Angaben beschränkt. Wir theilen jedoch den thatsächlichen Inhalt
wörtlich mit. Im Januarheft d.Bl. (oben S.19) wurde auf Grund einer
bisher unwiderlegten Zeitungsnachricht erzählt, daß dr Linzer Synagogen-
vorstand die Beseitigung eines beim Religionsunterrichte der dortigen ka-
tholischen Volksschule benutzten Bibellesebuchs verlangt habe, weil es Haß
und Verachtung der Juden errege. Der Vorstand erwidert uns:
"Wir sind bei dem Königlichen Unterrichtsministerium nicht wegen des
angegebenen Grundes, sondern lediglich wegen den in dem Schulbuche
"Biblische Geschichte für kath. Volksschulen von Dr. Schuster" S.7 ent-
haltenen Satz: "Kain (der Brudermörder) war ein Vorbild der über die
ganze Erde zerstreuten Juden" vorstellig geworden, und nicht um die
Beseitigung des Schulbuches baten wir, sondern nur um die Beseitigung
dieses Satzes aus den zukünftigen Auflagen des Schulbuches."

Aus dieser Erwiderung erhellt zunächst nur, daß der Synagogen-
vorstand nicht die Beseitigung eines katholischen Lehrbuchs, wohl aber
eine Abänderung desselben in jüdischem Sinne gefordert haben will; beide
Forderungen aber sind gleich unberechtigt. Die "Berichtigung" ist weder
genau noch aufrichtig. Der ganze Thatbestand wird sich erst dann über-
sehen lassen, wenn der Synagogenvorstand seine Eingabe an das Ministe-
rium und den ihm ertheilten abschlägigen Bescheid vollständig ver-
öffentlicht *). Immerhin genügt das eigenen Geständnis des Synagogen-
vorstandes, um das im Januarhefte ausgesprochene Urtheil vollkommen
zu rechtfertigen. Diese jüdische Behörde hat sich in der That unterstanden,
Einspruch zu erheben gegen den katholischen Religionsunterricht einer katho-

-----
*) Dieser Aufforderung ist bisher nicht entsprochen worden.



   IV.

-29-

lichen Volksschule, während keine christliche Kirchenbehörde jemals darnach
fragt, was in den jüdischen Religionsstunden über Christus und die Christen
gelehrt wird.

Eine abermalige Erwiderung von H. Breßlau (in der zweiten Auf-
lage seines Sendschreibens) veranlaßt mich zu einer thatsächlichen Be-
merkung. Das französische Gesetz vom 28. Januar 1790 über die Juden
des Südens enthält nicht bloß, wie Breßlau annimmt, eine Bestätigung
alter, sondern auch eine Verleihung neuer Rechte: die spanischen Juden
erhielten dadurch die sobene erst von der revolutionären Gesetzgebung neu
geschaffenen "droits de citoyen actif. F.A. Hélie in seinem anerkannt
unbefangenen und sachkundigen Commentar ("Les constitutions de la
France I. 96) interpretiert den Sinn jenes Gesetzes genau ebenso wie ich.
Uebrigens thut dieser Streit nichts zur Sache. Die Thatsache, daß die
spanischen Juden sich leichter als die deutschen an abendländische Sitte
gewöhnten, ist notorisch, sie ist bisher von den Juden selbst nie bestritten
worden. Unter vielen jüdischen Zeugnissen nur eines. Der verdiente
jüdische Schriftsteller Dr. A. Rée sagt in seiner noch heute lesenswerthen
Schrift über "die Sprachverhältnisse der heutigen Juden" (Hamburg 1844,
S. 99) von den aus der pyrenäischen Halbinsel vertriebenen Juden:
"Haben sie irgendwo etwas von ihrer spanischen oder portugiesischen
Nationalität aufgegeben, so haben sie sich, was wiederum wohl zu merken
ist, vielmehr dem sie umgebenden Volksleben, als dem Thun und Treiben
ihrer deutschen Glaubensbrüder angeschlossen, weshalb sie auch immer,
und zwar mit Recht, eine viel bessere sociale Stellung als jene hatten." -

Im Bgriff das Heft abzuschließen erhalte ich noch die Schrift von
Prof. H. Cohen in Marburg "Ein Bekenntnis in der Judenfrage" -
soweit ich urtheilen kann, die am Tiefsten durchdachte und am Wärmsten
empfundene untern den Erwiderungen meiner Gegner. Es widerstrebt
mit, mit dem Herrn Verfasser über Einzelheiten zu rechten, zumal da er
mehrmals den Sinn meiner Worte mißverstanden hat. In vielem Wesent-
lichen bin ich mit ihm einig; denn er verlangt, daß unser Judenthum
auf eine nationale Sonderstellung innerhalb der deutschen Nation verzichte,
und er giebt unbefangen zu, daß die Verschmelzung sich noch keineswegs
vollständig vollzogen hat. Ich kann nur hoffen, daß diese warmen
und eindringlichen Mahnungen eines einsichtigen Glaubensgenossen von
dem deutschen Judenthum beherzigt werden.

------------------



   V.

V.

10. December 1880

...neben den großen Problemen deutscher Zukunfstpolitik erscheint
der neu auflodernde Judenstreit nur als das traurige Vermächtniß einer
langen Epoche erschlafften Nationalstolzes und unsicherer religiöser Em-
pfindung. Es ist unsere Schuld, daß das Judenthum in Deutschland sein
Stammesbewußtsein so herausfordernd zur Schau trägt wie in keinem an-
deren großen Staate. Was wir über diesen leidigen Streit zu sagen wußten
ist in diesen Blättern schon vor einem Jahre ausgesprochen worden. Heute
genügt es die Thatsache zu constatiren, daß die "Judenfrage" in der That
vorhanden ist. Eine so leidenschaftliche Aufregung, wie sie in den jüngsten
Wochen die deutsche Hauptstadt durchzitterte, kann kein Agitator künstlich
hervorrufen. Die zweitägige Debatte des Abgeordnetenhauses, welche der
blinde philosemitsche Eifer der Fortschrittspartei veranlaßte, hat die gegen-
seitige Erbitterung nur gesteigert; die beiden gemäßigten Mittelparteien
bewahrten dabei ein beredtes Stillschweigen, weil sie kein Oel in´s Feuer
gießen wollten und doch fühlten, daß viele der Anklagen gegen die an-
maßende Haltung des deutschen Judenthums wohlbegründet sind. Die
Regierung hat sich bisher weder mittelbar noch unmittelbar über diese
Bewegung ausgesprochen; an den Irrfahrten jenes Kometen, der in den
Grenzboten zuweilen von der geraden Straße des einfachen Menschenver-
standes abzuschweifen liebt, ist der Reichskanzler gänzlich unschuldig, wie
jeder halbwegs Kundige weiß. Der Minister des Inneren begnügte sich
mit der selbstverständlichen Versicherung, daß die Regierung nicht beab-
sichtige die bestehenden staatsbürgerlichen Rechte aufzuheben; und er that
recht daran, denn die Staatsgewalt soll nur reden wenn die Zeit des
Handelns gekommen ist, und noch ist nicht abzusehen, wie der Staat ir-
gendetwas zur Ausgleichung der unverkennbar vorhandenen Mißstände
thun soll. An der Zurücknahme der Emancipation denkt, wie die Land-
tagsverhandlung gezeigt hat, kein irgend einflußreicher Politiker. Die Be-
schränkung der jüdischen Einwanderung wäre nur ein wenig wirksames




   V.

-31-

Palliativ. Noch unglücklicher erscheint der Vorschlag, den Gerichten, wie
den Offiziercorps, das Recht der Cooptation zu verleihen, damit die
Ueberzahl der jüdischen Refenrendare vermindert werde. Unseren Gerichten
fehlt die strenge militärische Mannszucht und Verschiwegenheit; auch ist
das Cooptationsrecht für Behörden, welche eine obrigkeitliche Gewalt aus-
üben, aus naheliegenden politischen Gründen hochbedenklich.

Es liegt allein in den Händen der bürgerlichen Gesellschaft, und na-
mentlich der Juden selbst, die vorhandene, nicht mehr abzuleunende Ver-
stimmung allmählich zu beseitigen. Die Erlebnisse der jüngsten Monate
berechtigen aber leider keineswegs zu der Vermuthung, daß die deutschen
Juden bereit seien sich mit ihren christlichen Mitbürgern ehrlich zu ver-
söhnen. Viele von ihnen haben jedes noch so maßvolle mahnende Wort,
das ihnen zugerufen ward, mit wüthenden Schmähreden beantwortet; sie
haben das Judenthum der ausländischen Presse gegen ihre deutschen Lands-
leute in´s Feld gerufen; sie haben offenbaren Terrorismus geübt - denn
wie anders sollen wir es nennen, wenn man versuchte, einen ehrenwerthen
Breslauer Gymnasiallehrer seines Amtes zu entsetzen, lediglich weil er eine
den Juden unbequeme, aber durchaus gesetzliche Petition unterschrieben
hatte? Sie haben sogar in mehreren Städten, in Breslau, Halle
Eisenach sich gradezu verschworen zur Schädigung christlicher Mitbürger,
die ihnen mißliebig waren. Und eben jetzt veröffentlicht ein deutscher Jude,
der offenbar zu den sogenannten Gebildeten gehört, eine nichtswürdige
Schrift Ben Sirach Militans, ein Machwerk, das von gemeinen Lästerungen
gegen die "drei Götter" des Christenthums trieft! Oder ist es in der
Ordnung, wenn das Vaterland Luthers und Goethes von jüdischen
Journalisten als "die Heimath Rodenbergs und Auerbachs" angeredet wird?! Sieht man denn nicht, daß man auf diesem abschüssigen Wege
endlich dahin gelangen muß, die längst vollzogene Emancipation wieder
in Frage zu stellen? Das stärkste Argument der Gegner der Emanci-
pation war doch immer dieses: "die Juden sind und bleiben eine Nation
für sich, gewähren wir ihnen alle staatsbürgerlichen Rechte, so werden sie
einen Staat im Staate bilden". Schreitet das Judenthum weiter auf der
neuerdings betretenen Bahn, dann können wir diesen jüdischen Staat
im Staate noch erleben, und dann müßte sich unter den Christen unfehl-
bar der Ruf erheben: hinweg mit der Emancipation! Wer unter unseren
jüdischen Mitbürgern sich schlechtweg als guter Deutscher fühlt, sollte
heute allen seinen Einfluß aufbieten um seine Glaubensgenossen vor einer
gefährlichen Ueberhebung und Absonderung zu wanren. Sonst kann unser
Boden vielleicht noch rohe Ausbrüche unheimlichen Hasses sehen, die den
Deutschen, den Christen wie den Juden, nicht zur Ehre gereichen würden. -




   V.

-32-

In dem Augenblicke da dies Heft bereits geschlossen ist erhalte ich
die Schrift von Th. Mommsen "Auch ein Wort über unser Judenthum".

Es gereicht mir zu Freude, daß ein Mann wie Mommsen sich nicht
dabei beruhigt hat, eine "Erklärung" zu unterzeichnen, deren hohle Schlag-
wörter an die schlimmsten Tage des Jahres 1848 erinnerten, sondern
nunmehr endlich seine Ansichen mit Gründen vertheidigt. Ich erkenne auch
dankbar an, daß er heute nicht mehr, wie in jener "Erklärug", alle
Schuld allein auf Seiten der Christen sucht, sondern auch für die Fehler
der Juden einige Worte wohlberechtigten Tadels findet.

Gleichwohl bleibt eine starke Meinungsverschiedenheit zwischen ihm
und mir bestehen. Ich fasse sie kurz in folgenden fünf Punkten zusammen.

Mommsen glaubt, das Judenthum bilde in Deutschland "ein Element
der Decomposition der deutschen Stämme" und sei darum in der deut-
schen Hauptstadt so mächtig geworden. Ich bin der entgegengesetzten An-
sicht. Blätter wie der Börsencourier, die Frankfurter Zeitung u.s.w.
befördern durchaus nicht die Versöhnung zwischen den Sachsen, den Schwa-
ben, den Franken, sondern lediglichh ein heimathloses Weltbürgerthum; sie
thuen was in ihren Kräften steht um unserem Volke den nationalen
Stolz, die Freude am Vaterlande zu zerstören. Diese Elemente des
Judenthums sind allem deutschen Wesen feindlich.

Mommsen geht mit einige gleichgiltigen Worten über den religiösen
Gegensatz hinweg. Ich stehe anders als er zu dem positiven Christenthum.
Ich glaube, daß unser tief religiöses Volk durch die reifende Cultur zu
einem reineren und kräftigeren kirchlichen Leben zurückgeführt werden
wird, und kann daher die Schmähungen der jüdischen Presse gegen das
Christenthum nicht mit Stillschweigen übergehen, sondern ich betrachte
sie als Angriffe auf die Grundlagen unserer Gesittung, als Störungen
des Landfriedens.

Mommsen tadelt den unedlen Kampf der Mehrheit gegen die schwache
Minderheit. Ich meine, daß dieser Tadel einer Begriffsverwirrung ent-
springt. Die schwache Minderheit beherrscht mittelbar oder unmittelbar
weitaus die meisten Organe der öffentlichen Meinung. Wer heute in der
Presse die Ueberhebung des Judenthums bekämpft, der mißbraucht nicht
die Macht des Stärkeren, sondern er steht Einer gegen Hundert.

Ich habe anerkannt, daß viele usnerer jüdischen Mitbürger längst zu
guten Deutschen geworden sind, und nur bedauert, daß andere sich un-
serem nationalen Leben grundsätzlich fern halten. Mommsen erwidert mir:
"die Juden sind Deutsche so gut wie er und ich"; nachher führt er jedoch
sehr nachdrücklich aus, daß ein Theil dieser "Deutschen" sich in einem
national-jüdischen Sonderleben wohl gefalle. Er sagt also mit anderen



   V.

-33-

Worten genau dasselbe wie ich. Ich glaube aber, meine Ausdrucksweise
war die correctere.

Mommsen findet endlich mein Auftreten in der Judenfrage inopportun;
und hierin liegt, wie mir scheint, der Kern seiner Ausführungen. Ich
frage dawider: ist es patriotischer, einen vorhandenen, von aller Welt
empfundenen socialen Uebelstand in der Stille fortwuchern zu lassen, oder
ihn nach der Weise freier Völker offen zur Sprache zu bringen? Ich habe
das Letztere für richtig gehalten. Meine ausgesprochene Absicht war,
die gut deutschgesinnten Juden daran zu erinnern, daß die Haltung eines
Theiles ihrer Glaubensgenossen den Anforderungen nicht entspricht, welche
jede große Nation an ihre Bürger stellen muß.








Soviel für heute über Heinrich von Treitschke.
--- Hinweis: Wir können uns mit Heinrich von Treitschke nur dann befassen, wenn wir überhaupt auf der Welt sind.
Wenn wir nicht auf der Welt sind, ist für uns alles bedeutungslos, weil es uns dann ja überhaupt nicht gibt. Wenn wir eine gute Welt wollen, auf der wir (=europäische Völker, weiße Rasse) auch vorhanden sind, dann müssen wir selbst dafür sorgen.

Es gibt nämlich durchaus Kräfte, die sogar auch vom schwedischen Staat in Stockholm geldlich gefördert werden, denen schon allein das Vorhandensein der europäischen Völker, der weißen Rasse, ein Dorn im Auge ist, und die dies dankenswerter Weise auch offen sagen.
Wohlgemerkt, das sind keine Äußerungen einer Außenseiterin, sondern das wurde in einem Staat am Mittelmeer öffentlich gesendet, offensichtlich war keinem etwas Besonderes oder Unangenehmes an dieser Aussage aufgefallen (aus deren Sicht gesehen). Es handelt sich um die Leiterin eines staatlich geförderten Instituts in Schweden, siehe den untenstehenden Kasten. Suchworte "Barbara Lerner Spectre".

Aus gegebenem Anlaß: Sondermeldung.
Diese Meldung wird in ausführlicher Form als Vermischtes-2013-107 angeboten, teilweise auch als Mitschrift der Aussagen. http://www.probonocontramalum.de/Laufendes-2013-107.html

Den folgenden Film (Länge 5:11 Minuten) ansehen und sofort (ggf. mit ilivid) auf dem eigenen Rechner speichern. Der Film ist eine "Blaue Mauritius", er wird in wenigen Jahren sehr stark an Wert gewinnen als herausragende Quelle für Geschichte und Politik.

Zugriff über Anonfiles:        https://anonfiles.com/file/f270876218bebcd9439caaaca19ff6da

Zugriff über Kevin McDonald:        http://www.theoccidentalobserver.net/2013/01/the-jewish-origins-of-multiculturalism-in-sweden/#comments , den Bericht und die 93 Leserbriefe durchlesen, darunter ist der Hinweis auf den Film.

Zugriff über Schwertasblog:        http://schwertasblog.wordpress.com/2013/01/15/die-kultur-der-kritik-7-judische-mitwirkung-an-der-gestaltung-der-amerikanischen-einwanderungspolitik/ den Bericht und die Leserbriefe durchlesen, darunter ist der Hinweis auf den Film.

Zugriff über Youtube:        http://www.youtube.com/watch?v=LPgXodEIXWY

Ein Mehr-Wege-Zugriff und eine Abspeicherung auf dem eigenen Rechner/CD bietet gewisse Vorteile.


Schlußwort.

Anstelle eines Schlußwortes ein Lied von Reinhard Mey: Heimatlos.

http://www.youtube.com/watch?feature=player_embedded&v=4cAEAtkuTF0
Heimatlos Reinhard Mey --- mosidosi 17 Videos --- 36.918 Klicks am 19.2.2013






Verschiedene Filme und Musikstücke.

Elektronik qrpforum.de/index.php?page=Thread&threadID=6181

I need more of you - - - Bellamy Brothers youtube.com/watch?v=YQKMVo6GkJM

Subaru BRZ, Sportwagen, Beschreibung, 37 Minunten lang youtube.com/watch?v=3lzXgGo9wNU

Epic Old Man - - - Picking Up Young Ladies youtube.com/watch?v=ItXKGyO6cRA

Volksmusik --- Bettina & Patricia --- Jung und Frech youtube.com/watch?v=HSIbpjsbH40

Barcelona (Live) - Freddie Mercury _ Montserrat Caball'e youtube.com/watch?v=iRtKS447BIY

Barcelona (Live) - Freddie Mercury & Montserrat Caballé - 1988
youtube.com/watch?v=IHRd0R-uKHc

Countrymusik= Volksmusik: Jeannie C. Riley - Harper Valley P.T.A. youtube.com/watch?v=aOZPBUu7Fro

Swedish Saint Lucia celebrations 2 youtube.com/watch?v=5iTbNOaqGco

Christmas - Santa Lucia Sweden youtube.com/watch?v=i2-Q_ObdE-4

Queen - We are the champions, live youtube.com/watch?v=xdCrZfTkG1c

Queen - We are the champions, live youtube.com/watch?v=xdCrZfTkG1c

QUEEN - I WANT TO BREAK FREE (OFFICIAL HQ MUSIC VIDEO) youtube.com/watch?v=v3RXyHw1OHY



Andere Filme.

https://www.youtube.com/watch?v=nehePLARUt0
Sanna Nielsen, Stilla Natt



http://www.youtube.com/watch?feature=player_embedded&v=SXh7JR9oKVE
Händels Messias in Toronto in einem Einkaufszentrum im Jahr 2010.

http://www.torontosun.com/news/canada/2010/11/29/16368791.html
Begleitbericht dazu



Nebenbei: Ein Hinweis auf Latein.

http://www.gottwein.de/LaGr/LGrKonjug06.php
Lateinische Grammatik --- Formenlehre --- Konjugationstabelle: ferre, ire, fieri



Einige Musikstücke.

Billie Jo Spears - Blanket On The Ground. youtube.com/watch?v=XpA0oPR_EOQ

Help Me Make It Through The Night. youtube.com/watch?v=45-6duFvfuI

Engelbert Humperdinck - Release Me - 1988. youtube.com/watch?v=T_AkuNhKqEc

Elvis 1970-1977 Help Me Make It Through The Night youtube.com/watch?v=cRLJxpUYmY4

Susan Raye - L. A. International Airport (1971) youtube.com/watch?v=FQX7KaNtOa4

Susan Raye - Down In The Boondocks youtube.com/watch?v=tJV5-9IpvN8

Susan Raye - L.A. International Airport youtube.com/watch?v=Aj8f30Iguw0

Dolly Parton & Kenny Rogers - Islands in the stream youtube.com/watch?v=lixDK_tMEhE

Dolly Parton - 9 to 5 youtube.com/watch?v=mpKAA2VxWY8

The German Helmet .youtube.com/watch?v=dqyaOvXvSnE



Die heutigen Kinder in Naumburg im Vergleich zur Uta vor 800 Jahren.
Ein Bild vom Kirschenfest in Naumburg an der Saale. Die Kinder sehen heute, 800 Jahre später, genau so aus wie die Uta von Naumburg in dem Standbild aus dem Jahr 1250. fotocommunity.de/pc/pc/display/25157718



Sämtliche Angaben ohne Gewähr.      Eingefügt am 6. September 2013


           

agriserve.de             Das ist meine alte und sehr umfangreiche Hauptseite seit dem Jahr 2000 bis heute.

probonocontramalum.de             Das ist eine zusätzliche Hauptseite seit 15. November 2012 bis heute.

agriserve.de/Vermischtes-2012.html             Inhaltsübersicht über Vermischtes

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Laufendes-2013-246
Heinrich von Treitschke - der Text.

ab dem 11. September 2013 bis zum 22. Januar 2016

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